Nach einer längeren Schreibpause habe ich nun endlich wieder etwas Luft, um mich mit Musik zu befassen. Was habe ich es vermisst, aber es gibt eben Zeiten, in denen man zu nichts als der lästigen (?) Pflicht kommt.

Und um langsam wieder einzusteigen in das wunderbare Hobby, Kritiken zu schreiben, werde ich es auch beim Sound langsam angehen lassen: Schwermütiger Doom-Metal von Mark Deeds, der mit dem altenglisch benannten Soloprojekt Arð auf anderen Wiesen grasen möchte als mit der Hauptband Winterfylleth. Und dies gelingt ihm auch ausgesprochen angenehm und inhaltlich spannend (wenn auch wenig innovativ).

Mit dem Überfall der Nordmänner auf das Kloster in Lindisfarne um 793 beginnt die Geschichte um die sterblichen Überreste des Heiligen Cuthbert, die hier in 6 Liedern mit Spielzeiten zwischen 5 und 9 Minuten erzählt wird. Der Hörer darf sich auf klassischen, sehr getragenen Doom Metal freuen, eine Melange aus spärlichen, langgezogenen Riffs, zurückhaltendem Drumming und einer omnipräsenten Piano- und Cellobegleitung, die in meinen Ohren die schönsten Elemente des Albums darstellen. Der Gesang Deeds ist klar, sanft und lässt kaum Raum für Kritik – wirklich euphorisch loben kann man hier aber auch nicht. Gleiches gilt für die seltenen Chöre – wenig kraftvoll, aber im insgesamt eher zurückgenommenen Sound stimmig eingefügt.

Man muss musikalisch Lust haben auf die Stimmung, die „Take up my bones“ transportiert: Nach dem angenehmen, aber klassischen Opener und dem wirklich schönen Titelsong wird es nämlich noch ruhiger und beim neunminütigen „Raise then the incorrupt body“ merkt man erstmal deutlich, wie wenig druckvoll die Gitarren sind. Ich halte das für genau die richtige Entscheidung, kann mir aber vorstellen, dass die sanfte Ballade (?) für viele eher vor sich hinzuplätschern scheint. Und „Boughs of trees“ lässt dann auch noch Gesang und weitestgehend die Gitarren weg. Nach einem fragilen Intro durchbricht „Banner of the saint“ dann nach fast 20 Minuten die Ruhe mit kraftvollem Gitarrensound, sehr viel aggressiver wirkt der Song dadurch aber nicht. Zum Abschluss gibt es dann noch eine wirklich schöne Walze und dann sind fast 45 Minuten überraschend schnell vergangen. Das ist auch eine der Qualitäten des Albums: Denn auch wenn die Songs wenig kantig, sperrig wirken und nicht unbedingt viel passiert, ist das Album auf Gesamtlänge eine schöne Erfahrung, die mich, egal ob bewusst oder nebenbei gehört, immer zufrieden zurücklässt.

Es ist kein großes Werk, wahrscheinlich wird es sich mit den Monaten aus meinem Bewusstsein schleichen. Aber für seine Zeit war es ein feines Werk und für überzeugte Doom Fans gewiss noch nachhaltiger in seiner Wirkung.

 

Arð
Take up my bones
 
Prophecy Productions
18.02.2022
 
https://www.facebook.com/ardnorthumbria
 
01. Burden foretold
02. Take up my bones
03. Raise then the incorrupt body
04. Boughs of trees
05. Banner of the saint
06. Only three shall know