Eines der vielen Projekte des Herrn Myer: Architect. Neben Haujobb und Destroit wohl aber das etablierteste Erzeugnis mit nun bereits 15-jähriger Historie. Wo mit Destroid und Haujobb eher eine straighte, gerade Linie gefahren wird, hat Architect fast schon etwas melodisches im Gepäck, natürlich immer mit der nötigen Ausdrucksstärke. Was Conjure One für Rhys Fulber ist, ist Architect für Myer. Leichte Anleihen aus Trip-Hop und Weltmusik mit Maschinen-Beats kombiniert, ein wohldefiniertes Produkt, das einmal mehr die unbestrittene Mehrschichtigkeit des deutschen Elektronik-Pioniers beweist. Die Ausrichtung wird hauptsächlich auch bei den Songs bewusst, in denen Emese Arvai-Illes, eine Hälfte des ungarischen Duos Black Neil Cabaret, die Vocals beisteuert. Immerhin ist dies bei sechs der elf Songs der Fall, so dass die Stimme der elektro-affinen Sängerin maßgeblich das Album mitgestaltet. Sowohl in getragenen Songs wie ‚Closer‘ oder ‚Immaterial‘ funktioniert diese Zusammenarbeit, genauso aber ergänzt Arvai-Illes auch kantigere Kompositionen wie ‚The Sun‘ oder ‚The Mountain Top‘. Komplett verfremdet begegnet man der Stimme in ‚Set My World On Fire‘, einem düster, verschlagenen Song mit unergründlicher Tiefe über sieben Minuten Länge. Bei der musikalischen Ausgestaltung hat sich Myer diesmal Unterstützung von Paul Kendall und Ben Lucas Boysen geholt, so dass sich eine ähnlich frickelige Atmosphäre ergibt, wie man sie auch von Kendalls Zusammenarbeit mit Alan Wilder kennt. Weniger tanzbar als andere Outputs von Daniel Myer, dafür gibt es viel zu entdecken in den verschiedenen Schichten der ambient-geprägten Kompositionen. Das Myer nicht mehr aus der Elektronik-Szene wegzudenken ist, darüber braucht man nicht diskutieren, ‚Mine‘ untermauert einmal mehr diesen Status.