Es geht uns in den Zeiten der Pandemie doch ähnlich: Wir sind recht viel zu Hause und da beginnen viele irgendwann, auch mal den Dachboden, den Keller und die Abstellkammer zu sichten, eventuelle Schätze zu entdecken und Ramsch über Bord zu werfen. So auch beim Medienkonverter geschehen. Ich sagte einmal zu laut "Ach, ich habe grad keine Alben, über die ich schreiben könnte" und stehe nun vor einem Berg von circa 58 Alben und Eps aus ungefähr 12 Jahren, die sich im Fundus angesammelt haben. Es werden sicherlich keine 58 Kritiken, aber der ein oder andere Text kommt wohl dabei herum. Mal sehen, ob sich auch Schätze fanden.

Die nächste Scheibe aus diesem Fundus behandelt drei Kugeln.

Arcane Voidsplitter ist eines von nicht wenigen Nebenprojekten von Stijn van Cauter. Da mir das Hauptprojekt Until death overtakes me ähnlich wie seine anderen Spielwiesen absolut nichts sagt kann ich ganz unvoreingenommen an das Gebotene herangehen – und 'Voice of the stars' steht so ungemein gut für sich selbst. Denn das 2017 gegründete Projekt entführt auf seinem bereits zweiten Album in die unendlichen Weiten, genauer an drei Orte, die so ungreifbar, so wenig verständlich für uns sind, wie die montrösen Drone/Doom Gebilde, mit denen van Cauter sie uns musikalisch zeichnen will. Nicht selten brauchen Ambient/Drone Geschichten die richtige Stimmung, um sich fallen lassen zu können. Das Ausbleiben wirklicher Eckpunkte, an denen man sich entlanghangeln kann, erfordern viel Bereitschaft des Hörers. Bei 'Voice of the stars' hatte ich aber zu keinem Zeitpunkt ein Problem damit, mich einzufühlen und zu keinem Zeitpunkt driftete ich gedanklich weg. Denn die monströsen Riffwände, die in die Unendlichkeit gleitenden Keyboards und die allen Stücken innewohnenden Wellenbewegungen, mit denen der Hörer quasi immer ein Stück näher an das Unvorstellbare herangerückt wird, immer weiter hinaus ins All, das ist schlicht großartig. Ich kann nicht wirklich sagen, ob ich mich an einem der drei Orte, die man musikalisch bereist, wohler fühle – noch viel weniger kann ich feststellen, ob und vor allem was mir an einem der Titel mehr oder weniger gefallen sollte als an den drei anderen. Denn ja, die beiden viertelstündigen Stücke "Arcturus" und "Aldebaran" und das über eine halbe Stunde andauernde "Betelgeuse" sind sich ausgesprochen ähnlich. Ich weiß aber, dass mich Arcane Voidsplitter trotz quasi gleich bleibendem Sound und Schema über eine Stunde fesselt. Und das immer wieder.

Ich rate dringend zu einem Kennenlernen mit den Sternen – wenn wir derzeit schon nicht aus der Wohnung dürfen und Social Distancing betreiben sollen, so können wir uns doch zumindest in die unendlichen Weiten träumen. Und so einsam wie die Klangbilder, die van Cauter hier zeichnet, ist eine Ansteckungsgefahr mit Corona sehr unwahrscheinlich. Tolles Teil.

 

Arcane Voidsplitter

Voice of the stars

 

08.03.2019

Aestethic Death

 

https://arcanevoidsplitter.bandcamp.com/album/voice-of-the-stars

 

01. Arcturus
02. Betelgeuse
03. Aldebaran