Aus „Apoptygma Berzerk, der Elektro-Band“ wird nach 3 Jahren Album-Pause „Apoptygma Berzerk, die (Electro-)Rock-Band“! Sicherlich wird dieser Wechsel vielen Fans ganz gewaltig gegen den Strich gehen. Es wird viel mit Schlagworten wie „Weiterentwicklung“, „Reifung“, „Innovativer Soundanpassung“ und „Kommerzialisierung“ diskutiert werden. Ob dies nun verursacht wurde durch die Rückkehr des Gitarrist Anders Odden, der bereits bis 1999 zum Line-Up gehörte, ist eigentlich egal. Auch ich bin normalerweise kein Fan von -angeblich so logischen- „Weiterentwicklungen“, ich möchte einfach nur mehr von den liebgewonnenen Songs. Das Ganze ist natürlich auch ein zweischneidiges Schwert, irgendwann wird sogar das langweilig (Man denke nur an Inkubus Sukkubus, die über mindesten 10 Alben fast exakt denselben Sound immer wieder neu durchquirlen). Grund genug sich einmal das neue Album „You And Me Against The World“ genauer anzuhören. Wie viel „Apoptygma“ -wie wir es kennen und lieben- ist noch vorhanden? Dazu sollte ich vielleicht noch sagen, dass mir nur eine Snippet-CD für dieses Review vorliegt, die zudem nicht die komplette Tracklist und teilweise nicht gemastered Songs enthält. Was natürlich zuerst ins Ohr springt ist der neuerdings massige Einsatz von Gitarren, die den Sound natürlich sehr Rock-lastig machen. Einige Stücke tragen durch gewaltige Gitarrenriffs mächtig auf, und würden einer Heavy-Combo durchaus zu Ehre gereichen. Vielleicht liegt es an der Tatsache, dass die Songs noch nicht gemastered sind, dass einige sehr rau und kantig klingen, was mir persönlich aber wiederum besser gefällt als ein völlig glatt geleckter Titel. Als Beispiel sei hier der Track „Maze“ genannt, bei dem außerdem unverkennbar Gastsänger Mortiis mitmischt. Was also bleibt über von dem „alten Apop-Sound“? Zuerst einmal: Der Gesang ist nicht nur wegen Stefan Groth’s Stimme weiterhin unverwechselbar, wenn man sich auch an die rockigere Gangart gewöhnen muss. Außerdem sind weiterhin die außergewöhnlichen Fähigkeiten des Songschreibens erkennbar. Songstrukturen und Melodielinien sind weiterhin typisch Apop. Und natürlich sind die Synthetischen Sounds nicht verschwunden, sondern immer noch in den Stücken präsent. Viel ist ja schon über die aktuelle Singleauskopplung „In This Together“ diskutiert worden. Stichworte wie „billige & flache Sounds“ hört man oft. Ich persönlich mag diese Klassifizierung nicht. Ich bin auch kein Sound-Fetishist, von mir aus kann auch ein billiger C64 oder ein klappriges, altes Waschbrett für den Sound benutzt werden, wenn der Song an sich gut ist. Deshalb gefällt mir „In This Together“ eigentlich sehr gut. (Sollte jeder mal beim Autofahren mit entsprechender Lautstärke testen). Wenn man sich erst mal mit dem neuen rockigen Sound arrangiert hat, findet man unter den Stücken des neue Albums so manche weitere abwechslungsreiche Perle. Mir hat es besonders „Tuning into the frequency of your soul“ angetan. Ganz witzig ist auch die aufge-apop-te Version des Kim Wilde – Klassikers „Cambodia“. Außerdem ist noch ein Snippet des Songs „How Long“ vorhanden, der scheinbar nicht in der endgültigen Tracklist der CD sein wird. Eigentlich schade, aber vielleicht findet sich der ja auf einer zukünftigen Singleauskopplungen wieder? Trotzdem bleibt auch bei mir ein wenig Wehmut nach der „guten alten Zeit“ zurück. Wie oft habe ich die alte APBL2000 Sonntags Morgens gleich nach dem Aufstehen laut aufgedreht und so den Schlaf aus dem Haus vertrieben. Ich weiß nicht, ob sich dieses neue Album auch so gut dafür eignet...