Mit „End of the eden“ liefert uns das bereits 1996 gegründete italienische Projekt „Anima Virus“ sein erstes Studioalbum. Warum Aurelio (voice, guitar), Lucy (bass) und Deneb (synth, keyboards) mit ihrem Debüt so lange auf sich warten ließen und die Hörerschaft mit reinen CDRs abfertigten, ist und bleibt mir ein Rätsel. Denn die Musik auf „End of the Eden“ klingt überzeugend, professionell und natürlich auch äußerst gelungen. Einzuordnen sind diese bezaubernden Klänge in der Gothic-Rock Sparte. Beim Hören des Sounds wird man sehr stark an frühe Sisters of Merci Zeiten, aber auch an Bauhaus und Christian Dead erinnert. Jedoch macht die Band auch vor EBM-lastigen und elektronischen Klangstrukturen sowie ausgetüftelten Zwischen-Sounds nicht halt und schafft es somit gekonnt ihren eigenen Stil zu erschaffen. Somit ergibt sich also eine in sich harmonierende Mischung aus Rock, Electro und guten altem Gothic. Inspiration zu den Texten fand man sowohl in aktueller Literatur als auch in altertümlicher und klassischer Philosophie. Im Groben und Ganzen werden tiefsinnige Themen verarbeitet, welche sich mit der sozialen Entfremdung beschäftigen. Ummantelt werden die Lyrics mit facettenreichen Arrangements, welche von zart bis hart reichen sowie melodisch und scharf zugleich teils in sehr experimentellem Stil für einen Hörgenuss auf höchstem Niveau sorgen. Während Songs wie „Sin and Scrifire“, „Metaphora“ und „Blood From Heaven“ mit Sicherheit das gewisse Etwas für einen besinnlichen Abend haben, werden „Days of Ice“ , „Bed of Thorns“, „The Hunt“ oder auch „Siren“ das Herz so manchen DJ’s höher schlagen lassen. Aber auch mit einer ordentlichen Prise an Schwere und Düsterkeit wie es bei „Black Lines“, „The Gust of the wind“ (erinnert gesanglich stark an Marilyn Manson) und „Killing Moon“ aus den Boxen klingt, wurde hier ans Werk gegangen. Gänsehaut, Melancholie und einfach nur wunderschöne, atmosphärische Klangfarben verzaubern einen förmlich und lassen einen am liebsten auf und davon schweben. Meine absoluten Favoriten sind „An old wisdom“, „Zdislaw Bekdinski“ (einem der bekanntesten Bildhauer und Maler Polens gewidmet) und „Amphetamine“, welche sich ohrwurmverdächtig durch die Gehörmuscheln direkt ins Gedächtnis einbrennen. Nicht zu vergessen „Adam“, welcher das Album mit seinem schon fast geheimnisvollen Charme noch einmal so richtig abrundet. Alles in allem ein gelungenes Debüt, welches Hörer der Sparte Gothic-Rock zu verführen weiß und auch einige clubtaugliche Songs aufweist. Qualitativ beachtenswert gut gemacht und absolut authentisch zeigen die Herren Italiener, dass es auch im Süden düster, schwer und gleichermaßen harmonisch zur Sache gehen kann! Einfallslosigkeit, Langeweile und 08/15-Sounds sind hier Fremdworte wohingegen potentielle Raffinesse und Arrangier-Geschick groß geschrieben werden. Mehr davon bitte!!!