Puh. Der dritte Anlauf sich an dieses Werk der beiden Australier heranzuwagen, die anderen beiden Rezensionen sind im digitalen Papierkorb gelandet. Angelspit spielen, ja kokettieren mit einem gewissen Schockmoment: wer einen Blick auf Cover, website etc wirft weiss was ich meine. GothHype oder echt? Gute Frage, die lange Liste der Designer, Stylisten etc. auf dem booklet anschaue zeigt, dass hier zumindest nichts dem Zufall überlassen wird.

Herausgekommen ist eine druckvolle, gut produzierte Scheibe. Laut Angelspit wurde wochenlang an den einzelnen Tracks gefeilt, um gute intensive Musik zu erschaffen, die nicht wieder sofort im Dunkel des Vergessens verschwindet. Beim genaueren Hinhören der Texte merkt man auch, dass es den beiden durchaus Ernst mit ihrer Kritik und Attacken ist und sie nicht verwöhnte Vorstadtgoths sind, die gerade den Scheck der Eltern für Klamotten verbraten. Zur Musik: ZooG und Destroyx heissen übrigens die beiden Musiker und sind verantwortlichen für den kompletten musikalischen, visuellen Output (mit Unterstützung). Veröffentlicht wird ebenfalls im Eigenvertrieb. Stilistisch würde ich das ins Elektro/Punk/Industrial Fach stecken - oder mit den Wortern der Künstler: "blisteringly fat synths, with angry distorted beats and scathing vocals, which outline themes of horror, medical experimentation and the beautifully grotesque."

Wer z.B. S.I.N.A kennt und und weiblichen Gesang (Shouts?) schätzt, hat jetzt möglicherweise eine Bereicherung der Plattensammlung gefunden. Erlaubt sei auch hier und da Parallelen zu NIN, KMFDM oder auch Manson zu ziehen; zumindest was einige Bassläufe, Einsatz von gesampelten Gitarren oder die Beats anbelangt. Die 14 Tracks sind mir manchmal zu sehr aus einem Guss, Abwechslung durch ruhigere Stücke zwischendurch gibt es kaum, abgesehen von dem seltsamen, minimalen aber witzigen Instrumental "Flesh stitched onto a frame"; zusammengesampelt aus einer geschrotteten Akustikgitarre(!). Mehr melodische, ruhige Stücke hätten der Intensität keinen Abbruch getan - im Gegenteil wie man z.B. sehr gut auf NIN's Fragile hören kann. Sei's drum, epische Melodien sind halt nicht deren Sache.

"Krankhaus" ist die erste "full-length" CD der beiden Australier und ein sehr guter, gelungener Start. Das eigentliche Debut (eine EP) hiess "Nurse Grenade" (die Tracks dieser EP gibt es übrigens als freien download auf der angelspit website). Für mich ist Angelspit eines der interessantesten neuen Projekte der letzten Zeit. Anspieltips wären: a la mode, a la mort, 100%, scars and stripes, create desire, dead letter und wreak havoc.