Auf meiner steten Suche nach neuen und interessanten Veröffentlichungen in den Genres meiner Wahl ist jede Menge Ausschuss dabei, der einer Erwähnung oder Kritik in meinen Ohren nicht bedarf. Aber abseits der Pfade finden sich eben auch einige echte Juwelen – so auch in diesem Fall: Ancient Mastery ist nicht nur ein beachtliches Debut, sondern (mit Abstrichen) richtig geil. Und die Überraschungskombination aus guter Qualität und ein paar hinreißenden Melodien muss honoriert werden:

Man braucht schon einen Hang zu massiv eingesetzter Keyboardkunst, um die vollkommen überfrachteten Keyboardflächen, die zudem immer (und in meinen Augen richtigerweise) schön künstlich klingen, schätzen zu können. Der Sound erinnert eher an frühe 90er, der Black Metal der zweiten Welle überschwemmte vor allem die nördliche Hemisphäre, die Musiker entdeckten mehr und mehr das Keyboard für sich, hatten aber noch kein Equipment, mit dem es gut, groß, opulent klingen wollte – und trotzdem erschaffen sie einen Sound, der genau das sein will: Pompös. Ancient Mastery klingen ganz ähnlich und meiner Ansicht nach sind die Keyboards hier sogar zentrales Medium. Das will nicht heißen, dass der Rest schwach ist: Sowohl das feine Fauchen von Musiker Erech, das nie nervt und manchmal in der Klangfarbe an Abbath von Immortal erinnert (ohne dabei in Sprechgeknarze zu verfallen), als auch der wunderbare Saiten- und Drumeinsatz sind Bombe. Aber sie sind eben eher Fundament. Tja, und was können die Keyboardmelodien? „To Valdura“ ist ein epischs Geschoss, manchmal Summoning’schen Pathos transportierend, dann wieder etwas wütender. Ein wirklich geiles Stück. Die beiden folgenden Titel werden sicherlich nicht jedermanns Geschmack sein (aber das gilt wohl für den Sound an sich): Hier möchte ich fast von einer fröhlich, beschwingten Raserei sprechen, Krieg, Tod und Verdammnis mit einem Lächeln im Gesicht. Valdura, Kernort der vier Akte, die Erech wohl als Ancient Mastery veröffentlichen möchte, scheint nicht gänzlich im Pessimismus zu versinken – mit gefällt es, aber ich kann jeden verstehen, der seinen Black Metal mit mehr Misanthropie genießt. Und dann folgt der Abschlußtrack und damit das wahre Sahnehäubchen: Eingeleitet von einem wunderbaren Akustikpart mit sehr angenehmen, verletzlich klingenden weiblichen Gesang und dann fortgesetzt mit den typischen Elementen ist das Stück eine mid-Tempo Wucht, an der ich mich kaum satthören mag. Hier, wie auch bei den restlichen Tracks fällt mit jedem Durchlauf auf, wie mühevoll die einzelnen Elemente zusammengesetzt wurden, wie schön unterschiedliche Akustikelemente, Ambient und die unausweichlichen Keyboardsounds zusammengewoben wurden. Immer wieder finden sich Ruhepausen, Bridges und viel Abwechslung: „The forest gate“ startet mit dem benannten Akustikintro, wechselt dann in einen Stampfer mit eher zurückhaltenden Keyboards, dann verstummt alle Härte und es bleibt Konservenepik und Vogelgeräusche, langsam drücken sich wuchtige Kriegstrommeln vor, eine Akustikgitarre setzt ein. Dann Aufatmen mit einer die Brust nach vorne pressenden E-Gitarreneinlage, bevor die Raserei old-schoolig dünn nach vorne prischt. Es folgen Eskapaden, die an 80er Heavy Metal erinnern inklusive kleinem Solo, dann quäkende Bläser und militaristische Trommeln und nochmal Raserei. Dramatische Pausen und der perfekte Abschluss durch den wieder einsetzenden weiblichen Gesang und schließlich bierseelig-ruhige E-Gitarren, die Helden kehren aus der Schlacht heim – Halleluja!

Ja, Ancient Mastery gefallen mir und ich genieße den Sound, habe kein Problem mit der eher fröhlich, quietschbunten Stimmung, die gut als Vertonung trashiger Fantasy-Filme der 80er dienen könnte. Erech selbst, der als MK oder unter anderen Pseudonymen in den letzten 2 Jahren mit sechs Veröffentlichungen in unterschiedlichen Projekten ausgesprochen aktiv war und zum Beispiel bei Narzissmus wesentlich härter zu Gange ist (wohl um die Keyboardkleister abzuspülen), präsentiert sich optisch für Ancient Mastery ungeschminkt und -aufgeregt als gewöhnlicher Passant auf einem der vielen Bergpfade Valduras. Dieses Debut verdient Aufmerksamkeit, das Tape ist bereits vergriffen, in diesem Monat (März 2021) kommt anscheinend eine CD Version über Pest Productions raus und als LP finden sich noch Exemplate über Death Kvlt. Ich werde mich auch noch haptisch versorgen mit diesem Freudenfest und wer bis jetzt keine Reinhör- und Kaufempfehlung herausgelesen hat, der hat gar nicht richtig gelesen!

 

Ancient Mastery

Chapter One: Across The Mountains Of The Drämmarskol

 

08.01.2021

Ad Victoriam / Death Kvlt / Pest Productions

 

https://ancientmastery.bandcamp.com/releases

 

01. To Valdura

02. The majesty of Aztara

03. The passage

04. The forest gate