Es geht uns in den Zeiten der Pandemie doch ähnlich: Wir sind recht viel zu Hause und da beginnen viele irgendwann, auch mal den Dachboden, den Keller und die Abstellkammer zu sichten, eventuelle Schätze zu entdecken und Ramsch über Bord zu werfen. So auch beim Medienkonverter geschehen. Ich sagte einmal zu laut "Ach, ich habe grad keine Alben, über die ich schreiben könnte" und stehe nun vor einem Berg von circa 58 Alben und Eps aus ungefähr 12 Jahren, die sich im Fundus angesammelt haben. Es werden sicherlich keine 58 Kritiken, aber der ein oder andere Text kommt wohl dabei herum. Mal sehen, ob sich auch Schätze fanden.

Zur Kategorie "kleiner Schatz unter Vorbehalt" würde ich auch das dritte Album der Gothic Band Among the weeds aus Portland zählen. Ein herrlich altmodischer Trip in Zeiten, in denen Crüxshadows, Diva Destruction und Konsorten in den heimischen Clubs liefen und auch die große Zeit der Frauen Metal Bands die Magazine dominierten. Die Band zeigt Stärken und Schwächen dieser Zeit und dieser Veröffentlichen.

Das 2016 erschienene 'This is no fairytale' erscheint Eingangs als eine überraschend starke Angelegenheit, 20 Jahre früher hätte es sicherlich etwas mehr Aufsehen erregt, inzwischen geht es aber ruhiger in den Gruften zu und viele haben sich an Within Temptation und Konsorten sattgehört. Doch Among the weeds können sich lohnen, wenn man eher auf eher gemäßigtes Tempo, düster bedrohliches Riffing, kraftvolle, wenig gekünstelte weibliche Vocals und ein nicht unerhebliches Maß an Elektronik steht. Nahezu alle Songs sind im oberen Durchschnitt zu verorten, ausgesprochen positiv fallen "Frail" und "The trap" als doomige Goth Rock Knaller, "Skinny bithch" (bei dem ich sehr an Crüxshadows denken muss) und "In the garden" (das wieder einen Verweis auf spätere Siouxsie Songs zulässt) auf. Der Rest ist solide bis gut, die Remixe gehen in Ordnung, ich hätte sie (wie so oft) nicht gebraucht.

Tja, also irgendwie ein Schatz, dem noch das gewisse Etwas fehlt, um wirklich nachhaltig zu überzeugen. Ich glaube nicht, dass aktuell der Bedarf an solcher Musik groß ist und trotz des ausgesprochen angenehmen Gesangs und der von mir sehr positiv wahrgenommenen, rauhen und etwas dumpfen Produktion, die den Nostalgiepegel nach oben treibt, werden Among the weeds wohl eher eine Randnotiz bleiben. Ihre Songs sind stark, aber nicht stark genug, die Bandbilder sehen aus wie die hundert anderer vor 20 Jahren und es fehlt der kleine Kick. Aber unterm Strich bleibt ein gutes Album – gut reicht nur oft nicht.

 

Among the weeds

This is no fairytale


 

21.10.2016

Deep Symmetry / Alive

 

http://amongtheweeds.com/info/

 

01. Event Horizon

02. Frail

03. The trap

04. Lucid dreamer

05. Weakness

06. Skinny bitch

07. Mr shadow

08. culture of chaos

09. lament

10. In the garden

11. Tin

12. Frail (lyronian clubmix)

13. Frail ( alaskahighway remix)

14. Skinny bitch (kennedy remix)

15. Frail (autoaggression clubmix)

16. Frail (kennedy vs. Klangvähig remix)