Es hat sich einiges getan im Hause Amnistia. Stefan Schütz ist Vater geworden, Livemusiker Jan Moritz ist als festes Bandmitglied aufgenommen worden und so kehren die Leipziger nach drei Jahren Pause zusammen mit Tino Claus als Trio zurück und liefern mit „Egotrap“ ihr drittes Album ab, das erwartungsgemäß den nordamerikanischen Sound im Blut hat und aktuelle Clubsounds weitgehend ignoriert.

Mit den typischen Merkmalen wie Tempowechsel und von Vocodergesang getragenen Refrains wecken die Leipziger daher einmal mehr Erinnerungen an die Zeiten, als Magazine wie Vertigo und Side-Line noch CD-Beileger hatten und damit Bands wie Dasein, Objekt oder DIN_FIV eine Plattform boten. Dabei klingen Amnistia zum Glück trotzdem frisch und flechten in Ihren Soundteppich immer wieder modernere Sounds ein. Für Abwechslung sorgen die Gastauftritte von Carsten Jacek (S.I.T.D.) und insbesondere von Boris May (Klangstabil), dessen immer leicht angestrengter Sprechgesang mich einmal mehr mitreißt.

Weitere Anspieltips sind „Faceless“, ein Song mit ordentlich Tempo und dem klassischen Refrain-Highlight und das getragene „Fading (Like A Cloud In The Storm)“. Ergänzt wird „Egotrip“ durch die fast schon obligatorische Bonus-CD mit Remixen bekannter Künstler. Dabei ist wie so oft die Hälfte der Remixe absolut überflüssig. Für mich stechen die Bearbeitungen von Rotersand (weil soundtechnisch eine Auflockerung), FAS vs. DSTR (weil irgendwie hypnotisch) und Haujobb (weil – ebenfalls obligatorisch – einfach großartig) heraus.

Die große Menge an Remixen macht Versionen wie die von Dupont für mich allerdings zum Ärgernis. Neben vielen guten Songs befinden sich mit „Faceless“, „Day Of Birth“ und dem Haujobb-Remix von „Elements“ mindestens drei ganz starke Stücke auf „Egotrip“, die die durchaus vorhandenen Längen wettmachen. Auch wenn zwischen Vancouver und Leipzig nicht nur geographisch immer noch der Ozean liegt…