Nach ihrem viel versprechenden Debüt „Neophyte“ erscheint nun mit „Blackguard“ das zweite Album von Amnistia. Eine schwere Aufgabe – Erwartungen sind zu erfüllen und die fallen zumeist nicht kleiner aus als vorher.

Der Wegweiser „Neophyte“ war ein gelungener Beginn, der aber noch ausreichend Raum zur Entfaltung und zum Ausbau enthielt. Ein Jahr Reifezeit sollte nun also am „Unhold“ ihre Spuren hinterlassen haben. Und das hat sie… Die Sounds sind gereift, erscheinen ausgefeilter. Die Songs wirken klarer und bleiben leichter im Ohr hängen. Hatte „Neophyte“ seinen Anreiz noch in den Ecken und Kanten, die ein eigenwilliges aber spannendes Gesamtwerk ergeben haben, so bereitet „Blackguard“ mit seiner Zugänglichkeit Freude. Diese Eingängigkeit kommt dabei nicht aus einem übersichtlichen four-to-the-floor-Rhythmus, sondern aus stimmigen Melodien, die die düstere Grundstimmung erträglich sogar angenehm erscheinen lassen.

Glücklicherweise finden Amnistia darin ihren Weg zu „modernen“ Sounds und nicht in massenkompatiblen Clubkrachern. Wie der Titel bereits vermuten lässt, befasst sich „Blackguard“ hauptsächlich mit bedrückenden Themen und kann dabei natürlich nicht auf das größte aller schmerzlichen Themen - die Liebe - verzichten, thematisiert aber auch gesellschaftskritische Fragen. Es lohnt sich ein Blick in das Booklet, insbesondere „Emulate“ trifft den Nagel auf den Kopf. Das nicht nur textlich, auch die Sounds sind genau auf den Punkt. Tanzbare, elektronische Musik von einem geradlinigen Rhythmus getrieben und einer pulsierenden Gesangsmelodie getragen. Ein perfekter Opener (lässt man das Intro außer acht), der sich auch auf den Konzerten als guter Einheizer bewiesen hat.

Eines der ganz starken Stücke der Platte neben „Komplex“, „Creed“, „Outrage“ und dem The Cure - Cover „Cold“. Sie stehen in meinen Augen, trotz ihrer typischen Amnistia-Elemente, für die neue melodische Ausgereifheit. „Outrage“ geht da sogar noch ein Stück weiter. Die flirrenden Gitarrenparts und der zeitweilige Stakkatobeat erinnern mich teilweise an Skinny Puppy. Der Titel sticht heraus und ist ein gutes Beispiel für die Weiterentwicklung der Band.

Mit „Blackguard“ dürften die Leipziger nun noch mehr Elektroliebhaber ansprechen. Man merkt, dass die Erfahrungen nach der Erstveröffentlichung Einfluss gefunden haben. Das tut den Sounds gut. Auf Konzerten konnten die neue Stücke bereits überzeugen. Bleibt abzuwarten wie es mit der Platte läuft.