Amber Asylum begegneten mir trotz 20jähriger Bandexistenz zum ersten Mal vor wenigen Monaten auf dem Prophecy Fest und gefielen mir durchaus, auch wenn mir an diesem Tag und in diesem Setting etwas die Geduld fehlte für ihre ruhigen Arrangements – zumal ich anderen Bands entgegenfieberte und den Fokus nur schwer umschwenken konnte. Also als „muss man sich mal reinhören“ im Geiste vermerkt, ich wusste ja, dass bald ein Album erscheinen sollte. Ich belasse es auch bei meinem Unwissen, was die vier Damen (bzw. sechs, wenn man ihrem Facebook Profil Glauben schenkt), ihr bisheriges Werk und die Einordnung 'Sin Eater's in dieses betrifft, denn das Album kann sehr gut für sich stehen. Amber Asylum nehmen sich Zeit. Viel Zeit. Und so fühle ich mich beim Lauschen oft an Bohren & der Club of Gore erinnert. Die deutsche Ausnahmeband spielt zwar im Gegensatz zu den Damen aus San Fransico Jazz, doch der Hörer erlebt bei beiden Projekten ähnliche Geschwindigkeitsräusche. Hier aber ist es eher (Neo)Klassik, Kammermusik, Doom ohne Gitarren vielleicht Folk/Wave vorgetragen von einer Breitbandpackung Violinen und sanftem, nie aufgesetztem Gesang. Die eher dezent zurückgenommenen Drums und der Bass begleiten selten monoton und dennoch immer im Hintergrund das Geschehen. In ganz wenigen Momenten (wie zum Ende von „TOT“) gibt man sich kurz einem impulsiveren Spiel hin, die Instrumente werden (stärker) verzerrt und ein doomiger Druck entsteht, doch dem steht auch z.B. „Executioner“ gegenüber: 9minütige Violinendrones, begleitet durch an Aghast Manor erinnernden Gesang und eine Basslinie, die eine um einen Ton reduzierte Version der „Black Sabbath“ Spur darstellt, bevor man nach 9 Minuten einem krautig-doomigen Rehearsal hingibt. Eine spannende, stimmige aber nie ergreifende Mischung. Die Gefahr also, dass eventuelle Hörer 'Sin Eater' schnell als langweilig abfertigen, ist groß. Doch mit Zeit, in der richtigen Stimmung und nach mehrmaligem Durchlauf habe ich mein Album für kalte Winterabende in diesem Jahr gefunden. Denn die Wärme, die Amber Asylum in weiten Teilen ihrer Kompositionen und den gefühlvollen Violinen- und Gesangsarrangements transportieren, ist eindringlich wir ein Kaminfeuer und erfüllt den Raum wohlig. Tatsächlich würde mir das Album sogar noch mehr gefallen, wenn die Band ohne Drums musizieren würde und so noch mehr Ruhe und einen wabernd-zähen Fluss schaffen würden. Denn in meinen Ohren ragen gerade die Drum-losen Stücke („Prelude“, der Titeltrack und die ersten 3 Minuten von „Perfect calm“) heraus. So bleibt 'Sin Eater' ein schöner, wenn auch nicht perfekter Leckerbissen für Geduldige mit Hang zu bittersüßer, lieblicher und leicht angedüsterter Musik.