Über die musikalische Vergangenheit der Alwa Glebe und ihrer 1979 gegründeten Band Index Sign ist bereits in der Rezension meines Kollegen Ivo zur Single/DVD „Irrlichter“ einiges gesagt worden. Begeben wir uns also direkt in medias res, genauer gesagt zu Alwa Glebes Audio-CD „Irrlichter“. Neun Songs, geprägt von einer ungewöhnlich melancholischen Stimme.

Eine Stimme, die sich irgendwo zwischen einem zarten Windhauch und einer unheilvollen Ankündigung bewegt, manchmal weit entfernt, manchmal schmerzlich präsent. Eine Stimme, die Raum benötigt, um sich zu entfalten. Raum, den ihr die zurückhaltend „wavige“ Begleitung aus leisen Percussions, flächigen Keyboards und sparsam eingesetzten Gitarren gewährt. Auf diese Weise entstehen Chansons, mit denen Alwa Glebe den Hörer in ihre ganz eigene Welt introvertierter Lyrik entführt. Da erscheint es beinahe selbstverständlich, dass sich mitten unter den selbstverfassten Gedanken mit „An der Brücke stand“ ein Text Friedrich Nietzsches befindet.

Der große Philosoph hätte Alwa’s Vertonung sicherlich gutgeheißen, passen seine Worte doch genau in das Konzept des Albums. Die Lyrics sind der Schwerpunkt. Sie fordern Aufmerksamkeit und laden zum Weitersinnieren ein, wenn man sich näher damit befasst. Über die ganze Länge der CD fällt dies jedoch nicht immer leicht. Zum einen, weil leider nur der Text zum Titelsong „Irrlichter“ im Booklet abgedruckt ist, zum anderen wirkt das Songwriting auf Dauer ein wenig zu eintönig. Alwa Glebe’s Gesang hätte ein paar deutlichere Akzentuierungen durchaus vertragen. So wie z.B. bei „Nichts ist mehr wie es war“, hier verleihen kräftigere aber dennoch dezente E-Gitarren zusammen mit dem schnelleren Takt dem Song die Dynamik, die den Hörer zu fesseln vermag, ohne vom eigentlichen Inhalt abzulenken.

Mein Eindruck des Albums ist also etwas zwiegespalten. Faszinieren auf der einen Seite die ausdrucksvollen Vocals der Sängerin in Verbindung mit den hintergründigen Lyrics, kann die musikalische Umsetzung auf der anderen Seite nur bedingt überzeugen. Und... beim nächsten Mal bitte alle Texte in’s Booklet nehmen, die haben’s nämlich verdient.