Entweder es fehlt ein wenig das Selbstbewußtsein gegenüber den Outputs der eigenen Kreativität, oder aber die Herren von ALLERGY stapeln bewußt etwas tief, was die Betitelung ihres ersten Full-Length - Albums betrifft: Geht man davon aus, daß die Wirkungen einer Substanz beabsichtigte (mithin positive) und die Nebenwirkungen unbeabsichtigte (mithin meist negative) Effekte deren Anwendung sind, so kann man guten Gewissens behaupten, daß sich die "Side Effects" dessen, womit einen die vier Musikanten hier beglücken, durchaus in überschaubaren Grenzen halten, daß die Substanz, mit der man im Verlauf der reichlich 60 Minuten dieses Albums konfrontiert wird, größtenteils durchaus angenehm und wohlschmeckend ist... Die Rezeptur dabei scheint ebenso einfach wie effektiv zu sein. Offensichtliche Grundlage der insgesamt 13 Songs ist Synth-Pop, wie man ihn, trotz gewisser Veränderungen und Abwandlungen im Laufe der Jahre, in seiner Grundform schon seit den 1980ern kennt (und mag); entsprechend sind die Tracks fast durchweg hochmelodisch, ein- gleichwie auch in jeder Lebenslage recht einfach zugänglich. Das gewisse Etwas erhalten die Stücke dann durch jene kleinen, aber bisweilen markanten Elemente, die den ALLERGY-Sound schon auf dem Debüt charakterisieren und von anderen, ähnlich gelagerten Bands unterscheidbar machen, seien es die etwas härteren Electro-Beats, die den Songs an manchen Stellen etwas mehr Druck verleihen, seien es melancholische Passagen wie das Piano in "Sterne", balladeske Songs vom Kaliber "Endless Journey" oder "Glasswall" oder der in jeder Hinsicht ausgesprochen markante Gesang (bei dem übrigens positiv hervorzuheben ist, daß ALLERGY es schaffen, ohne größere Peinlichkeiten oder einen tiefen Griff in die Klischee-Kiste auch hörenswerte Texte in deutscher Sprache zu verfassen). Sicher - all das ist nicht übermäßig revolutionär, und in der Tat: "Side Effects" ist sicher nicht die CD, die Generationen nachfolgender Musiker zum Vorbild nehmen, die die Szene revolutionieren und Tausende von Newcomern beeinflussen wird; dafür ist das Album ein handwerklich wie technisch solides, an vielen Stellen frisch und inspiriert wirkendes Debüt, welchem man die Begeisterung der Musikanten für die eigenen Kreationen fast durchweg anzuhören scheint. Alles in allem also ein Debüt, wie gesagt, fast ohne Nebenwirkungen, ohne große Überraschungen gleichwie auch ohne wirklich schlechte Tracks, welches mich zudem von der Stimmung her stellenweise an frühe Depeche Mode - Werke erinnert. Viereinhalb Sternchen halte ich durchaus für gerechtfertigt; Freunde ruhigerer Synthie-Pop - Klänge seien "Sterne", "Icarus" und "Nowadays" als Reinhör-Tips empfohlen...