Alben wie „The Sincere and The Cryptic“ waren in den letzten Monaten eher die Ausnahme als die Regel. In der Flut an auf Tanzbarkeit angelegten Electro-Acts haben Alien Hand Syndrome ein Debüt veröffentlicht, auf das es sich zwar nicht besonders gut tanzen lässt, mit dem man sich jedoch eingehend beschäftigen kann und sollte. Vor diesem „big hit“, dem zwischenzeitlich auch die verdiente Aufmerksamkeit zuteil wurde, trat Clemens Engert, Sänger, Multi-Instrumentalist und Kopf des Wiener Band-Projektes, seit der Gründung in 2007 gerade einmal mit zwei Demo-EPs ins Licht der Öffentlichkeit. Nun versammelt er eine beachtliche Zahl an Musikern um sich, die ihn mit einer Vielzahl an Instrumenten sowie gesanglich bei der Produktion von „The Sincere and The Cryptic“ unterstützten. Sollte man diesem „Erstgeborenen“ einen Namen geben, hätte er derer viele. Irgendwo in den düsteren Nebelschwaden zwischen Gothic-Rock, Gitarren-Wave und Indie-Rock hat Engert sein schwarz-melancholisches, filigran-kraftvolles Werk aus der Taufe gehoben. Obwohl der rockige, teils verschrobene Gitarrenpart etwas überwiegt, ergänzen Klavier, Cello, Violine, Percussions, Synthies, Drums, Bass und Akustikgitarren die Arrangements zu ausladenden, detailverliebten Songs, die mit ihrer Intensität nicht an Emotionalität und Dramatik geizen, ohne aber jemals kitschig oder peinlich zu sein. Trauer, Wut und Verzweiflung dringen in den Stücken, v.a. durch Englers eindringlichen, sehnsuchtsvollen, manchmal gar aggressiven Gesang, an die Oberfläche. Fast wirken die Songs wie eine Therapie, ein Befreiungsversuch einer in sich gefangenen, verängstigten und verunsicherten Existenz. Sie begehrt auf, sinkt wieder zurück, versucht es erneut … Aber sie gleichen auchAkten in einem Theaterstück, dem kein Happy End beschieden ist, und das einen mit einem Wirrwar an Gedanken, aber auch Denkanstößen zurücklässt. Engert und seine Musiker haben hörbar sehr viel Arbeit und Herzblut in dieses Album gesteckt. Bloßes Nebenbeihören wird den zehn Titeln nicht gerecht, zu viele Feinheiten verlören sich dadurch. Es lohnt sich in die Welt von Alien Hand Syndrome einzutauchen und die Oberfläche dieser Welt für eine Zeit zu verlassen. Ein gewisser Hang zu Schwermut und der Wunsch, sich auf Engerts Texte einzulassen, ist dabei sicher nicht verkehrt.