Ich erinnere mich noch ganz genau an den Abend des 16.Mai 2009 als der Eurovision Song Contest unseren Balkon und unsere Nachbarn bestrahlte und ich meinen Freunden schwor, dass dieser kleine niedliche Junge mit der Geige das Rennen machen wird, unwissend in dem Moment, welch beispiellosen Vorentscheid er schon bestritten hatte und längst als absoluter Favorit behandelt wurde. Einige Momente später war ich bereits wie viele andere meiner Geschlechtsgenossen im absoluten Alexander Rybak – Fieber. Der weißrussisch-norwegische Sänger und Violinist verhalf Norwegen mit seinem Rekordgewinn nicht nur zum dritten Male auf das Siegertreppchen, er schaffte es sogar, ein in der Geschichte des Grand Prix noch nie da gewesenes Ergebnis mit 387 Punkten aufzustellen und somit den finnischen Hardrockern Lordi (2006 in Athen) den Gürtel abzuluchsen. Seitdem wird Alexander als Held gefeiert. Die Rückkehr in seine Heimat grenzte an einen Staatsempfang, das Rathaus der Hauptstadt Oslo ließ seine Glocken zur Melodie vom Siegertitel „Fairytale“ läuten. Ich bin gespannt, was der erste Longplayer von Alexander Rybak – dem Märchenjungen von nebenan - zu bieten hat! Das gleichnamige Album „Fairytales“ eröffnet uns gleich mit dem Opener „Roll With The Wind“ und dem darauf folgenden Überflieger „Fairytale“ eine frische und bunte Welt voller ausgelassener und irisch-anmutender Folklore. Luftigleichte Sommermusik, beschwingt, rhythmisch mit Ohrwurmgarantie und nie ohne das beste Stück, die Violine. Dieser Ohrenschmaus ist wie gemacht für das örtliche Stadtfest oder den Tanzabend der dritten Klasse auf der Titanic. Doch bereits der nächste Track „Dolphin“ bringt etwas Veränderung ins Geschehen und beschafft uns, zwar noch mit zarter Vorsicht aber schon auf dem besten Weg, eine dramatisch beschwerende Gemütsbewegung im Gefühlsleben. „Funny Little World“, die aktuelle Singleauskopplung, die sich in Norwegen sofort auf Platz 2 der Charts katapultieren konnte (während „Fairytale" gleichzeitig noch auf dem erste Rang thronte), schießt sich auf Anhieb ganz tief in mein Herz. Der 23jährige Frischling besingt seinen plötzlichen Ruhm und darüber wem sein Herz wirklich gehört. Alles untermalt mit Violine und Akustikgitarre und perfekt zum Dahinschmelzen. Top Ten – Garantie! Der nun folgende zweite balladeske Teil der Scheibe bestreitet wie bereits angedeutet, einen anderen Weg und wird fast linear verlaufend schwermütiger und melancholischer. Mit Akustikgitarre, Piano und an der Zahl endlos gefühlten Streichern wird eine dramatisch-leidenschaftliche, depressive und absolut sinnliche Atmosphäre gezaubert, welche ihren Höhepunkt in „13 Horses“ findet. Für den einen genial zum romantisch nachdenklichen Candlelightdinner, für viele andere sicher aber auch schon zuviel des Guten. „Songs From A Secret Garden“ als Instrumental springt auf den selben Dampfer auf. Doch Gott sei Dank endet das Werk dann doch anders, mit dem Bonustrack „500 Miles“, eine Coverversion der Proclaimers, welches mit seiner fröhlich, dynamisch, spritzigen Stimmung gerade an dieser Stelle besonders hervorsticht und man sich mental wieder auf eine irische Folkloreveranstaltung begibt. Fazit: Neben dem ein oder anderem hitverdächtigen Ohrwurm kommt der Großteil der Platte zum Teil etwas starr und überwiegend sehr erdrückend daher. Zu Beginn gewöhnungsbedürftig, doch nach 2 bis 3 Runden im CD-Player durchaus mit zwei tanzenden Daumen zu bewerten. Bis auf die genannten Ausnahmen bitte bloß nicht auf Parties in den Player werfen, sondern lieber für einsame Herz-Schmerz-Stunden aufbewahren. Jedoch ist eines sicher, Mädchenschwarm Alexander Rybak, der im Übrigen schon den Anders-Jahres-Kulturpreis und den Heddaprisen gewann, sowie dieses Jahr sein Spielfilmdebüt feierte, ist definitiv noch lange nicht am Ende seiner Karriere angekommen!!!