„I knew her“ aus der Feder von Alex Tiuniaev ist all denen gewidmet, die die Liebe suchen – so steht es im Inneren der CD und all diejenigen sollen mit NeoKlassik in eine schwelgende Welt der Melancholie entführt werden. Das Album selbst besteht dabei nur aus dem Titelstück, ein 40-Minuten Mammutlied – mehr braucht ein Suchender anscheinend nicht. Zu Beginn nur mehr ein kleines Rauschen, kaum wahrnehmbar. Langsam werden die Geräusche hörbarer, eine karge und befremdliche Stimmung umfängt den Hörer. Vereinzelte Noise-Elemente verstärken den Eindruck völliger Einsamkeit und dann erklingt inmitten dieser Landschaft ein Cello. Warm umfängt es den Hörer, nimmt ihn mit auf die Reise. Streicher setzen nach und nach ein und so schwillt das Stück während der Spielzeit immer mehr an. Verschiedene Chöre, mehr Streicher – in der Hauptphase des Stückes wird alles dafür getan, um den Hörer förmlich mitzureißen und in vollkommen aus seinem Umfeld zu entrücken. Dabei bleiben über die gesamte Spielzeit die im Hintergrund zu hörenden Noise-Elemente bestehen. Dann, 10 Minuten vor dem Ende weicht langsam die Kraft aus der Instrumentierung und der Hörer wird langsam zurück in die reale Welt gebracht um schließlich die eigene Welt mit anderen Empfindungen wahrzunehmen. Dabei hat Tiuniaev es wirklich geschafft, daß man vergisst, das er auch nur mit Wasser kocht – das gesamte Stück entstand am Rechner mit Synthesizern. Ein wunderschöner Klang. Und auch das Artwork der CD selbst passt hervorragend zu „I knew her“ - sehr gelungen. Die gewollte Melancholie stellt sich zwar nicht wirklich ein, wohl aber hat das Stück eine sehr beruhigende und schmeichelnde Art – Musik zum wohlfühlen. ...... Und warum gibt es dann nur einen Punkt, wenn doch alles in Butter scheint??? Eine durchaus berechtigte Frage, aber die Antwort ist ganz einfach: diese CD besteht aus sage und schreibe einer Zwei-Ton-Hauptmelodie. Ab Minute zwei bis zum Ende hin wird ein und die selbe Tonfolge wiederholt. Dauerhaft. Gut, Variationen entstehen durch die Steigerung der Stimmung mittels neuer Instrumente oder Veränderung der Lautstärke oder durch den Einsatz von zwei oder drei im Hintergrund begleitenden Melodien, die über die Spielzeit hinweg jeweils 5 Minuten zu hören sind und dann verstummen. Aber da das Hauptthema unbeirrt weiterleiert frage ich: Alex, das kann doch nicht alles sein, oder? Auf der myspace-Seite und der Homepage finden sich Hörproben älterer Releases und 2 neue Stücke und was soll man sagen: auch die klingen zum Teil sehr schön und sie variieren sogar während einer Spielzeit von 2 Minuten... das schafft "I knew her" nicht in 40... „I knew her“ klingt zwar wirklich nett (wenn auch nicht besonders großartig), aber die Strategie 1 CD – 1 Lied – 1 Tonfolge setzt sich hoffentlich nicht in der Musikwelt durch....