Wer sich vor zwei Jahren mit Alcests Mini-CD "Le Secret" über Zuwachs im Black-Metal-Lager freute, dürfte von Alcests neuem Album "Souvenirs d'un Autre Monde" in gleichem Maße enttäuscht sein. Das Projekt um Multiinstrumentalist Neige hat nämlich seine schwarzmetallischen Ursprünge hinter sich gelassen und ist auf eine Art Indie-Pop-Rock umgestiegen. Für die Black-Metal-Fans dürfte es fast kitschig klingen, was Neige da auf die Beine gestellt hat. Für unbedarfte Alcest-Hörer lohnt sich ein Versuch, denn "Souvenirs d'un Autre Monde" richtet seinen Blick gen Horizont, der aufgehenden Sonne entgegen. Die sechs Songs wirken wie massive aber leuchtende Steine, die eine innere Schönheit in sich tragen. Erreicht wird dieser Eindruck durch zahlreichen Einsatz von Gitarren bzw. Gitarrentonspuren. Ein schrammelnder Hintergrund, der jeden Song untermauert wie ein Fundament aus Granit und bisweilen zu erdrücken droht. Bekannt ist dieses Spiel mit vordergründiger Harmonie und drohendem Gitarrenwall bereits etwa von Delaware oder Amesoeurs. Gesang und Schlagzeug wirken wie Beiwerk. Die Gitarren nehmen fast den ganzen Platz ein. Es darf in ruhigen Parts auch mal eine Akustikgitarre sein oder es schmuggeln sich Klavierklänge ein, aber trotzdem bleibt alles andere zurück. Das Schlagzeug blubbert bzw. pocht zuweilen mit Doublebase im Hintergrund, ohne besonders aufzufallen. Einzig der letzte Song "Tir Nan Og" macht von diesem Schema eine Ausnahme, indem die Gitarren durch Synthie-Flächen ersetzt werden. Zum Glück übertreibt es Neige nicht soweit, dass die Songs in ihren Gitarrenwänden ersticken. Vielmehr bekommt Alcest gerade noch die Kurve und lässt das Idyllische in seinen Songs obsiegen. "Souvenirs d'un Autre Monde" ist damit zwar kein herausragendes Album geworden, aber ein schönes und somit hat sich Alcests Abkehr vom Black Metal gelohnt.