Mit "Book of Life" setzt Masayoshi seine Mission fort, das Vibraphon – ein vergleichsweise junges Instrument, das in Orchester- und Jazz-Konstellationen gewöhnlich eher eine Nebenrolle spielt – in den Mittelpunkt zu rücken. Als ausgebildeter Schlagzeuger, fing Masayoshi schließlich damit an, mit dem Vibraphon zu experimentieren: Er präparierte die Metallplatten des Instruments mit Alufolie oder mit Perlenketten, ersetzte einen wenn nicht sogar bei Schlägel durch einen Cellobogen (wie z.B. auf Fog) oder benutzte das andere Ende der Schlägel, um vollkommen neue Klangwelten und Ambient-Stimmungen zu erzeugen – siehe Titelsong des besagten Albums. Allein dieser Fokus aufs Vibraphon macht Masayoshi zu einer Ausnahmeerscheinung: Er hat sein ganzes künstlerisches Schaffen darauf ausgerichtet, dieses faszinierende und oftmals unterschätzte Instrument zu zelebrieren – und so einen ganz eigenen Ansatz zwischen Ambient und moderner Komposition zu prägen. „Ich bin davon überzeugt, dass man dem Vibraphon noch viel mehr interessante und schöne Klänge entlocken kann – Klänge, die man so noch nie zuvor gehört hat. Es ist ein recht junges Instrument, und doch wird es fast immer auf dieselbe Art gespielt. Ich habe das Gefühl, dass es da noch viel mehr zu erkunden gibt mit dieser spannenden Erfindung.“ Das neue Album von Masayoshi Fujita erscheint an einem Punkt, an dem die perkussive Ambient-Musik eine Art Renaissance erlebt – befeuert u.a. durch die Neuauflage von Midori Takadas wegweisendem Album Through The Looking Glass im vergangen Jahr, sowie durch die Rückkehr von Ryuichi Sakamoto, dessen bekannte Film-Soundtracks durchaus Parallelen zu Masayoshis Storytelling-Klangwelten aufweisen. Erst kürzlich bestätigte der Sender BBC Radio 3 dieses verstärkte Interesse an japanischer Musik und Kultur, als die Redakteure die jüngsten Episoden der Radioserie Night Blossoms neuen experimentellen Künstlern widmeten – u.a. auch der ebenfalls bei Erased Tapes beheimateten Gesangskünstlerin Hatis Noit. Masayoshi hatte zuvor bereits zwei Alben unter dem Alias El Fog veröffentlicht, auf denen das Vibraphon zwar bereits zum Einsatz kam, aber nur am Rande – im Kern ging es ihm damals noch um elektronische Produktionen. Ähnlich wie sein heutiges Instrument, war auch er selbst früher eher im Hintergrund zu hören, hat als Kollaborateur mitgewirkt, jenseits des Rampenlichts: Zu den vielen, ganz unterschiedlichen Projekten, an denen er über die Jahre mitgewirkt hat, zählt u.a. eine Reihe von Aufnahmen mit dem Hamburger Jan Jelinek. Bei ihrer jüngsten Zusammenarbeit Schaum geht der musikalische Dialog dermaßen nahtlos ineinander über, dass man kaum noch sagen kann, wo Fujitas Vibraphon-Spiel aufhört und wo Jelineks wilde Loops beginnen. Ein weiteres Highlight war die Needle Six-Aufnahme für BBC Radio 3, eine 30-minütige, vollständig improvisierte und absolut hypnotische Session mit dem britischen Elektronik-Produzenten Guy Andrews für die Sendung Late Junction, die zum Record Store Day 2016 veröffentlicht wurde. Stories hat Fujitas Freund und Label-Kollege Nils Frahm gemastert, so dass sich mit dem weltweiten Re-Release bei Erased Tapes wiederum ein Kreis schließt. Das neue Album Book of Life erscheint zeitgleich mit der Neuauflage von Stories am 27. Juli 2018 bei Erased Tapes.