Alarmen wurde 2000 als Solo-Projekt von Carsten Stiller gegründet, im folgenden Jahr veröffentlichte er dann zusammen mit Betriebsdruck seine erste CDr und präsentierte damit seine eigene Perspektive auf Ambient und IDM. 2004 mitbegründete er das Audiophob-Label, über welches alle seine Veröffentlichungen, mit Ausnahme der ersten, produziert und vertrieben wurden. So auch sein 2006 erschienenes Début-Album "There's No Place Like Hoan", dessen Nachfolger "Next" noch ganze 3 Jahre auf sich warten lies und weitere 9 Monate brauchte, um von mir rezensiert zu werden.

Live war Alarmen übrigens u.a. schon auf dem Maschinenfest, Elektroanschlag und Schlagstrom zu erleben, was sich im Lebenslauf sicher nicht schlecht macht und an sich schon ein gewisses Maß an Qualität impliziert. Die Titel der Lieder sind im Grunde nichtssagend und fokussieren dadurch die Interpretationsansätze des Hörers auf die Musik selbst. Und diese definiert sich jeweils primär in Form evozierter Emotionen und imaginärer Bilder.

Die Stimmung schwankt dabei zwischen klaustrophobischer Lichtdeprivation und farbenprächtigem Sonnenbad, so ist der erste Track ersterem zuzuordnen und steht für die Dark Ambient-Seite dieses Werks. Eine geradezu drone-artige, kontinuierliche Bassline wird hier kombiniert mit einem dumpfen, an unregelmässigen Herzschlag erinnernden, Basskick. Verziert wird das ganze mit einem relativ minimalistischen Aufgebot an glitch-artigen Sounds, die aber ausreichen, um eine stetige Entwicklung anzudeuten. Die andere Seite repräsentiert z.B. "Next 4", das mit einem Geräusch beginnt, welches mir wie zirpende Grillen auf Crack vorkommt und fliessend in ein helles Rauschen übergeht. Dazu gibt es an Glasspiel erinnernde, sanfte, melodiöse Synthlines und ein ruhiges, leichtfüssiges Beatwork, was zusammen wirklich sommerliche Assoziationen weckt.

Die Ansätze kohärenter Melodien sind auf "Next" mehr oder weniger flüchtig und scheinen ziellos weiterzulaufen, d.h. es gibt keinen epischen Klimax oder dergleichen. Es bleibt grösstenteils besinnlich und sehr atmosphärisch, trotz diverser Klang-Spielereien, wie man sie bei IDM häufig antrifft. Insofern gelingt Alarmen der Spagat zwischen Ambient und experimenteller Lied-Gestaltung. Ein angenehmes Album für ruhige Momente, welches zwischen unstetigen Rhythmen und stabiler Struktur, sphärischen und Clicks'n'Cuts-Sequenzen pendelt. Eine dialektische Wirkung entfalten auch die gelegentlichen Noise-Elemente in Korrelation zu den sehr melodischen, klareren Klängen. Aufgrund des recht offenen Verlaufs bleibt allerdings auch, zumindest anfangs, nicht viel hängen und es droht zu einer amorphen Masse zu verschwimmen.