Den Begriff "Zuhause" definiert jeder für sich nach ganz bestimmten Kriterien. Bei jedem Menschen kommt es dazu noch auf die persönlichen Lebensumstände und das momentane Umfeld an, ob er sich eher hier oder dort heimisch fühlt. Henrik Erichsen alias Ahnst Anders lebte einige Zeit in Berlin und diese Erfahrung lieferte einen Großteil des Inputs für sein neues Album "Home". Das von Salt gestaltete Cover und die Titel der einzelnen Tracks zeigen, dass die Ideen und Überlegungen, die auf "Home" zu Musik verarbeitet wurden, sowohl Positives als auch Negatives beinhalten. Das Album ist somit bipolar ausgerichtet und beleuchtet beide Seiten der Medaille: Die Suche nach einem Zuhause und das Finden desselben. Der Dark-Ambient-Song "Intro" mutet mit den extrem verzerrten und gesprochenen Vocals und den temporären, beatähnlichen Schlägen äußerst düster und trostlos an. Danach empfängt uns in "After Dark" donnernder Beat zu dunkel dröhnender Atmosphäre, die nach und nach mit helleren Tönen und vor allem gegen Ende wiederholt mit einem kurzen Gesangssample durchbrochen wird. Anschließend werden wir vom dunklen "Hate & Love" hypnotisiert, vom seinem fast tribal-ähnlichen Rhythmus gefesselt und verzaubert. Mal ganz Ahnst Anders untypisch wird in "Dark Sun" ein massiver Beat wie Explosionen abgefeuert, während dazu Dark Ambient und verfremdete Geräusche um die Gunst des Hörers feilschen. Doch das tiefe schwarze Loch folgt prompt mit "Hope & Homeless", obwohl sich der Song augenscheinlich gar nicht so anhört. Dunkler Ambient, Regenrauschen, leichter, langsamer, aber grollender Beat und vereinzelte Töne, die eine Melodie andeuten, das ist im Prinzip alles. Doch spätestens, nachdem man das über zehn Minuten lang gehört hat, bricht sich die Trostlosigkeit Bahn. Doch die Hoffnungslosigkeit wird nicht etwa mit freundlichen Tönen vertrieben, sondern wird mit massivem Beat in "Homerun" geradezu weggesprengt. Im Gegensatz dazu ertönen in "Walking Home" beinahe verhaltene Klänge, die sich fast als Lounge Musik bezeichnen ließen. Am Ende des Albums bleibt die Frage offen, ob wir mit "Home" wirklich das Ziel erreicht haben. Der Song gestaltet sich durchaus hektisch mit Drones und schnellem Rhythmus. Zwischendurch werden wir darauf hingewiesen, dass es sich trügerischer Weise nicht um das Zuhause handelt, sondern um den Wunsch, den Weg dorthin zu finden und der Protagonist eigentlich immer noch heimatlos ist. Die von Ahnst Anders in Berlin gemachten Erfahrungen haben ein düsteres und kraftvolles Album hervor gebracht, das mit verstärktem Rhythmus-Einsatz überrascht und trotzdem der Sentimentalität einen Platz einräumt. Ein sehr authentischer und packender Einblick in die Suche nach dem eigenen Zuhause.