Als ernstzunehmender Künstler hat sich der umtriebige Musiker Ahnst Anders alias Henrik Erichsen in der Experimental-/Ambient-/Industrial-Szene bereits einen Namen gemacht. Und so kommt es nicht von ungefähr, dass sein im Jahr 2007 erschienenes Debüt-Album von Ah-Cama-Sotz-Mastermind Herman Klapholz persönlich gemastered wurde. Ahnst Anders kann bereits auf eine Vielzahl an Aktivitäten und Kollaborationen mit Musikern und Künstlern zurückblicken, mit "Dialog" legt er beim Aachener Label "Pflichtkauf" eine erste Werkschau vor. Ganz Ästhet und Minimalist, konstruiert Ahnst Anders seine Stücke aus nur wenigen, aber intensiven Geräuschen und Tönen und erschafft dabei ein außergewöhnliches Hörerlebnis. Das Klappern von Absätzen, Wasserrauschen, ein filigran tönendes Windspiel, Halleffekte, das Wetzen von Messern, geheimnisvolles Rascheln und Lachen – Ahnst Anders inszeniert hieraus akustische Werke von epischer Breite mit einem konsequenten Spannungsbogen. Während sich manche Geräusche schon bald konkret erschließen, bleiben andere diffus und unnahbar-geheimnisvoll. Mit sagenhaft wenigen "Mitteln" gelingt es ihm, vor dem geistigen Auge des Hörers individuelle Szenerien lebendig werden zu lassen, persönliche Deutungen der fast schon filmisch anmutenden Kompositionen. Mal entspannt-ambientlastig, mal noisig-rhythmisch, entwirft Ahnst Anders in sich geschlossene Kurzgeschichten, die allesamt auf "Dialog" ein homogenes Ganzes bilden. Da Anders allerdings nicht nur ein Freund gepflegter, anspruchsvoller Akustik ist, sondern sein Interesse ebenfalls der visuellen Kunst in unterschiedlichen Präsentationsformen gilt, nutzt er natürlich auch die optische Darreichungsform des Tonträgers zur Kommunikation. Die geschmackvolle Klapphülle aus Pappe, ganz in Schwarz-Weiß und Graustufen gehalten, enthält fünf quadratische Karten mit zehn unterschiedlichen Fotografien, die den zehn Titeln der CD zugeordnet sind und fast schon in symbolischer Form vielleicht genau jenes Bild zeigen, das beim Hören von Dialog vor dem bereits genannten geistigen Auge erwächst – beispielsweise ein frivoler Lackpumps mit metallenen Handschellen oder der morbide Charme maroder Industriebrache. Das ambitionierte Kunstwerk "Dialog" erschließt sich selbstredend nicht unbedingt schon beim ersten Hören, Zeit, Ruhe und die Bereitschaft, sich auf Neues, Ungewohntes einzulassen sind von Vorteil, wenn der Anders’sche Klangraum positiv erfahren werden will. Ist all dies vorhanden, steht einer außergewöhnlichen Sinneserfahrung nichts mehr im Wege!