Mit der schwäbischen Mittelalter-Formation Adaro verbinden mich ganz besondere Erinnerungen, waren sie seinerzeit mit ihrem ersten Album „Stella Splendens“ quasi der Auslöser für meine Liebe zu mittelalterlicher und „schwarzer“ Musik. Daher freue ich mich auch sehr über ihr neuestes Werk „Schlaraffenland“. Anders als bei „Stella Splendens“ mit Vorlagen aus der geistliche Musik oder bei „Minnenspiel“, in dem die tugendhafte Minne besungen wurde, greifen Adaro nun bei „Schlaraffenland“ in die Vollen. Wie der Titel schon erahnen läßt, geht's textlich deutlich deftiger zu als bisher. Mit Texten von Hans Sachs (1494-1576), Oswald von Wokenstein (1377-1445), Reinmar von Hagenau (um 1200), Jakob Thurner (ca. 1524) und anonymen Versen wird diesmal dem mittelalterlichen Volke auf's Maul geschaut. Versteckt oder auch ganz unverblümt werden nicht nur die Wonnen der Völlerei, sondern auch gewisse andere Freuden des Lebens besungen (!). Ganz gegensätzlich inmitten all des Lasters erschein der „Psalm XIII“ von Hans Sachs, aber um es mit Adaro's Worten zu sagen „ein bißchen Beistand von oben kann nicht schaden...“ Musikalisch ist das vorliegende Album wieder ein typisches Adaro-Stück. Mit ihrem ausgewogenen Mix aus historischen und modernen Instrumenten transportiert das Quintett die mittelalterlichen Themen in die heutige Zeit. Dabei wird stets Wert auf eine passende Untermalung der Verse gelegt, mal rockig treibend, mal sanft und schmeichelnd, aber nie zu extrem. Dadurch bleiben Adaro ihrem einzigartigen Stil, der sie von vielen anderen Mittelalter-Acts unterscheidet, auch im „Schlaraffenland“ treu. Gewohnt gekonnt werden die Stücklein wieder von Christoph Pelgen interpretiert. Ein kleiner Minuspunkt geht an den Gesang der ansonsten hervorragenden Drehleier-Spielerin Konstanze Kulinsky. Ihre Stimme klingt mir an einigen Stellen ein bißchen zu dünn. Ansonsten ist Adaro jedoch, wie in meinem Fall, auch mit „Schlaraffenland“ die ideale Einstiegsdroge in dieses Genre.