Poppig-wavige Freuden aus Kanada? Da möchte ich doch gleich auf den Buzzer hauen und Austra und Tr/st rufen. Denn auch wenn deren jeweils letzten Veröffentlichungen wirkliche Enttäuschungen waren, so bleiben diese Projekte dennoch tanzbarer Ohrgasmus für mich. Nun wollen die Actors mit ihrem Zweitwerk 'Acts of worship' um meine Gunst buhlen und ich tue ihnen mit den ersten Zeilen Unrecht - ihr Sound ist viel näher dran an Synthwave oder gar Postpunk als die genannten Bands. Aber ich habe meine Gründe.

Was haben wir denn hier: eine Fülle guter bis sehr guter Tracks zum Schmachten und Tanzen, die Elektronik ist angenehm, die Gitarren zweckmäßig reduziert und der Gesang gekonnt. Also auf jeden Fall ein Album, bei dem man mal genauer hinlauschen kann, denn hier wird auf gesamter Albumlänge Qualität geboten. Eine Zielgruppe, die zu Depeche Mode tanzt, ist durchaus vorstellbar - Actors agieren nicht wirklich düster, sind aber zu introvertiert-melancholisch, um Blümchen auf dem Albumcover zu verstreuen. Und so sind sie eben doch in diesem Graubereich des Pop, in dem ich die anderen Bands für mich verorte - irgendwo zwischen Radio und Indie-Geheimtipp. Jedoch, und hier ist der Grund, weswegen ich nicht vollkommen in Euphorie ertrinke: Actors sind gleichbleibend stark, kein einziger Song auf dem Album aber hat das Potenzial, mich wirklich emotional nachhaltig zu bewegen. Ja, "Death from above" kommt da nahe dran, insgesamt sind mit "Like suicide", "Cold eyes", "Obsession", "Killing time (is over)" und "End of the world" auf wirklich verdammt viele Tracks, die ich zu Reinhören und Tanzen freigebe. Und doch, Actors haben ihren Sound und die Produktion, auf die sie selbst sehr stolz sind (und die auch an sich nicht verkehrt ist), etwas zu glatt geschliffen und keine der Melodien, kein einziger Text knallt so richtig. Alles ist sehr gut und sehr gut gemacht, ich könnte am Ende meines Kontaktes mit dem Album aber nicht wirklich beschreiben, was Actors besonderes auszeichnet.

Tja, ich gebe also eine deutliche Reinhörempfehlung, vor allem, weil ich weiß, dass mein Geschmack häufig an dem wirklicher Freunde des Synth Pops vorbeirauscht und ich meistens eine Beliebigkeit unterstelle, die andere da nicht hören. Ich bin vorerst durch mit der Band, habe nicht genug herausgehört, um das vielgelobte Debüt testen zu wollen und gönne mir jetzt lieber eine Runde Tobias Bernstrup - sein letztes Album 'Petrichor' kickte noch einen Zacken mehr.

 

Actors

Acts of worship

 

01.10.2022

Artoffact Records

 

https://actors.bandcamp.com/album/acts-of-worship

 

01. Love u more
02. Like suicide
03. Cold eyes
04. Obsession
05. Death from above
06. Killing time (is over)
07. Only lonely
08. Strangers
09. End of the world
10. Once more with feeling