Zu Zweit geht alles besser, dachte sich vermutlich Dirk Steyer, nach dem Weggang von Ivo Lottig für kurze Zeit alleiniges Band-Member von Accessory. Denn auf dem neuen Doppel-CD-Album präsentiert sich Accessory mit Mike Königsberger bereits wieder als Duo. Viel Zeit ist nicht vergangen seit der letzten, mit Hits nur so gespickten EP. Inzwischen ist bereits der neue Longplayer am Start, der mit beachtlichem Songmaterial und einer tollen Überraschung auffährt.

Dirk Steyer und Mike Königsberger haben mehr als ganze Arbeit geleistet und mit "More than machinery" ein Album vorgelegt, das die Konkurrenz nicht im geringsten fürchten muss. Neben 14 brandneuen Titeln sowie zwei leider recht belanglosen Remixen der Labelkollegen Ashbury Heights und der Chemnitzer Nachbarn Acylum haben Accessory als "Zugabe deluxe" einige Perlen aus ihrem Archiv hervorgeholt. "More than machinery" ist ein durchdachtes, ausgereiftes und facettenreiches Album, das mit Titeln wie "If this isn’t a dream", "Acsy Girl", "Tanzflächenmann", "Under control" oder "Big and easy" ganz klar auf die Tanzflächen abzielt. Atmosphärische Instrumentals und Midtempo-Nummern wie bspw. das fast untypische, sehr gelungene "Numbers and bits" sowie das faszinierende "Take the chance" lassen allerdings auch klar erkennen, dass sich Accessory nicht auf reine Dancefloor-Stomper reduzieren lassen und einen vielseitigen Electro im Blickfeld haben. Inwiefern jedoch Titel wie "Acsy Girl" oder "Tanzflächenmann" eine Bereicherung des Albums darstellen, sei dahingestellt. Man sollte sie wohl eher mit einem Augenzwinkern zur Kenntnis nehmen, keinen Hintersinn suchen und einfach Spaß haben.

Für kurze Verwirrung sorgt auch gleich zu Beginn "Humanity", ein kraftvoller und zügiger Albumauftakt. Ob der Opener eine bewusste textliche Adaption des [:SITD:]-Klassikers ist oder gar eine ambitionierte "Neuinterpretation", entzieht sich meiner Kenntnis. Damit wäre es dann aber genug der "Snuff Machinery", ehrlich gesagt … Während man bei etlichen Alben die Bonus-CD getrost nach einem Durchlauf für immer zur Seite legen kann, bieten Accessory hier einen echten Mehrwert. Die drei weiteren neuen Titel "The Shape", "Fuck the terrorism" und "At the end" sind spannend konzipiert und schwer ohrwurm- und wiederum Clubverdächtig. Die beiden Remixe sind leider wie bereits erwähnt etwas dürftig ausgefallen, dafür sorgen die vier Titel des bisher nicht veröffentlichten 98er-Albums "Disabled Future" für eine schöne Überraschung.

Wenn "Die Rebellion", "Revolution", "Notice from addict" und "Despair" stellvertretend für dieses Album stehen, sollten die weiteren Titel schnellstens aus dem Archiv ans Tageslicht und unters Volk befördert werden. Weitaus minimalistischer, kantiger und harscher, das Tempo stark gedrosselt und bisweilen stark an den düsteren EBM vergangener Tage erinnernd ("Despair"), sind diese Titel ein absolutes Highlight und in keinster Weise mit dem heutigen Accessory-Sound vergleichbar. Liebhaber älteren Materials von FLA, Cat rapes Dog, Leather Strip oder The Klinik dürften schwer begeistert sein, denn hier wird ein Geist aus einer Zeit lebendig, den man heute bei so vielen Club-Abenden vergeblich sucht. Accessory ist mit "More than machinery" ein großer Wurf gelungen, der hoffentlich schnell die verdiente Anerkennung findet.