Die Dresdener Pitchies sind zurück! Diesen sich seit Jahren hartnäckig haltenden Vergleich haben Stefan Grossmann und seine Musiker bestimmt nie gern gehört. Das wird sich auch jetzt nicht geändert haben, aber an den ganz offensichtlich auszumachenden Parallelen führte einfach nie ein Weg vorbei. Absurd Minds gehören mit inzwischen 15 Jahren Bandgeschichte gut und gern zu den festen Größen in den dunklen Electro-Gefilden, gerade auch wegen ihrer Nähe zu Projekt Pitchfork in ihren besten Tagen. Trotzdem findet sich bei ihnen keine seitenlange Diskografie. Lediglich mit zehn Veröffentlichungen, davon fünf Fulltime-Alben, kann das Trio für sich werben. Und bei den Alben ist der neueste Streich, „Serve or suffer“, schon mitgerechnet. Doch bekanntlich macht nicht die Anzahl der Veröffentlichungen die Qualität musikalischer Künste aus. Fünf Jahre Zeit hat sich die Band nach „Noumenon“ gelassen, um genau das Album zu produzieren, das es nach einem intensiven Reifungsprozess werden sollte. Dieser Verdacht drängt sich zumindest auf, wenn man „Serve or suffer“ in Ruhe durchhört. Absurd Minds sind zwar unverkennbar sie selbst geblieben, doch mit Album Nummer Fünf haben die Dresdener nochmals eine merkliche Steigerung hingelegt. In Zeiten hoher BPM-Zahlen und mannigfaltiger Konzeptlosigkeit zeigen Absurd Minds echte Größe und legen ein Werk vor, das mit ruhigen Momenten, Nachdenklichkeit und intelligenter, vielschichtiger Ausarbeitung der Songs nicht geizt. Natürlich dürfen clubkompatible, schnelle Stücke, allen voran der hymnische Titeltrack oder der Albumausklang „Holier than thou“, nicht fehlen. Doch in erster Linie treffen sich auf der Platte Anleihen aus knackigem EBM, sanftem, melodischem Pop, atmosphärischem Ambient, technoidem Trance und dem nötigen Quäntchen Absurd Minds zur Ausformung eines neuen Charakters. Kein Titel, der austauschbar wäre, keine unnötige „Hektik“ und auch keine Längen – auf dem Album stimmt die Mischung. Musikalisches Know how und viel Gefühl machen Tracks wie „Human bomb“, „Interconnectedness“, „Eternal witness“, “Countdown”, “I enter you“ oder „Holier than thou“ zu immer wieder gern gehörten Stücken. Außerdem beherrschen Absurd Minds die Kunst, an der regelmäßig zahlreiche Künstler scheitern – die Kunst des Coverns. Wie schon auf der Vorgänger-EP „The Cycle“ haben sich Stefan Grossmann, Thilo Ladwig und Timo Fischer einen Kultklassiker herausgesucht und auf wunderbar feinfühlige Art interpretiert. Diesmal fiel die Wahl auf den traumhaften, 1989 von Escape with Romeo veröffentlichten Song „Somebody“. Eine erstklassige Wahl und Umsetzung! „Serve or suffer“ ist eine absolut geglückte Rückmeldung und konsequente Fortführung des eigenen musikalischen Entwicklungsweges. Das lange Warten hat sich gelohnt. Hier treten nach ein paar Hördurchläufen keine Abnutzungserscheinungen zutage. Im Gegenteil: Das Einhören wird intensiver und der Album-Liebling kristallisiert sich zunehmend heraus. Bravo!