Im Jahre 2003 haben sich die beiden Soundtüftler Yannick Donet und Frédéric Bailly mit dem VJ Sylvain Webern zusammengetan, um Musik und Film zusammenzubringen. Ergebnis dieser Arbeit war aber kein Soundtrack oder ein Film, sondern die "Absent's Childen EP". In gewisser Weise stellt die EP einen Soundtrack dar, einen Soundtrack zum Anfang des Lebens eines jeden Menschen, nämlich seiner Kindheit. Das Besondere dabei ist, dass der Blick auf die Kindheit nicht rückwärts gerichtet ist, nach dem Motto, wie war doch alles schön damals. Absent zeigen die Kindheit vielmehr aus Sicht des Kindes, eine Gegenwartsbetrachtung im Zeitraffer. Absent haben sich für die vier Songs jeweils einen ganz bestimmten Aspekt herausgesucht,. Der erste Song "L'Aire de L'Informe" behandelt das Formlose und Traumhafte. So könnte die Welt für ein Neugeborenes aussehen. Daher gewinnt dieser Song erst mit der Zeit an Kontur. Erst Click'n'Cut und Rauschen, dann leichter Rhythmus und einfache Melodie. Beim zweiten Song geht es dann schon wesentlich komplexer zur Sache, obwohl auch "La Capacité d'Être Seul" so ähnlich anfängt, wie sein Vorgänger aufgehört hat. Auch dieser Song entwickelt sich über seine Spielzeit, wird nachher sogar bedrohlich mit tiefen Tönen. Aber der Song behandelt ja auch eine Grundangst, nämlich das Gefühl des Alleinseins. "Willy" bezieht sich noch konkreter auf ein bestimmtes Kind, eines mit gestörtem Verhalten aufgrund des Versagens der Eltern. Verspielte Töne von einem Kinder-Xylophon verbunden mit einer bedrohlichen Melodie. Der Song hat, trotzdem er rein elektronisch ist, etwas von den ganz alten The Cure. "Processus Primaires" wirkt mit seinen Pianotklängen sehr traurig, trotz der Spieluhr-Töne im Hintergrund. Es geht um das Wahrnehmen von Raum und Zeit. Zwei elementare Bestandteile unserer Weltanschauung, die sich im Kindesalter erst entwickeln. Zu diesen vier Songs gibt es jeweils auch noch einmal einen Remix. Bei so einem speziellen Konzept eine sehr gute Gelegenheit, neue Perspektiven zu eröffnen und es ist bewundernswert, dass Donet und Bailly das zugelassen haben. Das Gute daran ist, dass alle vier Remixer die Songs in ihrer Grundstruktur erhalten haben und wirklich nur variieren. Ging in diesem Fall wahrscheinlich auch nicht anders, ohne das Konzept zu stören. Man mag Absents Musik als experimentell bezeichnen, als elektronisches Konzeptalbum. Natürlich bleibt es damit einigen Hörern verschlossen, aber die Idee hinter ihrer "Absent's Childen EP" ist so besonders und die Musik so außergewöhnlich, dass man auf jeden Fall einen Blick riskieren sollte, wenn man die Möglichkeit dazu hat.