Dass EBM / Industrial aus Belgien schon seit einiger Zeit Hochkonjunktur hat, muss man angesichts von Bands wie Suicide Commando, Front 242 oder Dive nicht betonen. In diese Riege will sich nun auch Aïboforcen einreihen. Benoît Blanchart, Laurence Hennuy, Séba Dolimont und Thomas Desamoury veröffentlichten vor kurzem ihren mittlerweile dritten Longplayer "Sons Palliatifs". Ich würde "Sons Palliatifs" mal mit technoidem EBM betiteln. Schon höre ich die ersten Schreie: "Gibt's doch schon" oder "Tausendmal gehört". Das trifft zwar mit Sicherheit auch auf dieses Album zu, entspricht aber nur teilweise der Wahrheit. Aïboforcen versuchen, nicht auf der Einheitsschiene zu fahren, sondern ihren eigenen Stil zu entwickeln und abwechslungsreich zu klingen. So breakbeatet sich "peep show" die ersten, knapp 4 Minuten durch die Gehörgänge. Hmm, na gut, nichts Besonderes, klingt aber auch nicht schlecht. Das erste Highlight nähert sich erst bei Track 4. "lobotomie matricielle" klingt nicht mehr nach Einheitsbrei und sticht damit gleich erst mal heraus. Danach geht's mit dem Flesh Field-Remix von "the shepherd's deathline" temporeich in die nächste Runde. Die nächsten Songs dudeln so dahin und hinterlassen keinen nennenswerten schlechten oder guten Eindruck. Das mit einem 80-er Flair versehene "blind propaganda" gefällt mir dann schon wieder besser. Einen Remix dieses Songs von Yedri kann man sich bei Alfa Matrix runter ziehen. Doch was höre ich da. Track 9 entpuppt sich als Cure-Cover. Ein Song, der inzwischen seine 20 Jahre auf dem Buckel hat und einer meiner Lieblingssongs auf der "Pornography" ist, wird hier mit Beats versehen und, na ja, verunstaltet. Als gelungen kann man dieses Cover nicht bezeichnen. Also schnell weiter...Wirklich hervorstechen tut dann noch "sons palliatifs", wo man ein wenig in der Experimentierkiste gekramt hat. Richtig überzeugen kann das Album nicht. Eine klare Linie fehlt und die bunte Mischung wird durch die Remixe von Icon Of Coil, Flesh Field und Negative Format nicht wirklich besser. "Sons Palliatifs" ist dennoch ein Album, dem man sich in aller Ruhe widmen sollte. Beim ersten Hören blieb bei mir so gut wie nichts hängen. Erst so nach und nach entfalten sich die Qualitäten der vier Belgier. Gerade Fans der oben aufgeführten Remixer werden an der neuen Aïboforcen-Platte Gefallen finden.