„Grob unterschätzte Synthpopband“, „kurz vor dem Durchbruch“, „es wäre ihnen zu wünschen, dass bald mehr Hörer auf sie aufmerksam werden“, „irgendwie hat es noch nicht gereicht...“ – die Floskeln, mit denen A Spell Inside in den vergangenen zwei Jahrzehnten kommentiert wurden, klangen teilweise in ihrer penetranten Wiederholung wie eine sattsam abgespielte LP mit dem berühmten Sprung. Es nötigt unglaublichen Respekt ab, dass sich MelRow, PeKirk und MarCell von all den mitleidigen Beileidsbekundungen nicht haben entmutigen lassen und – wie sie im Booklet des brandaktuellen Albums „Autopilot“ verkünden – immer noch an die Qualität ihrer Musik glauben. „We still believe in the spell“ heißt es dort geschrieben und wer die ersten Takte der 13 Songs starken CD hört, der spürt, hier will es nun jemand mit aller Macht wissen. Now or never – A Spell Inside geben richtig Gas und fahren noch einmal alle bewährten Stärken ihres musikalischen Portfolios auf: ein unverwechselbarer Gesang von MelRow, hymnische Refrains, durchweg eingängige Strukturen, tanzbares Drum-Programming und natürlich wieder deutsche und englische Texte. Wobei in diesem Punkt eine Umkehr des bislang praktizierten Konzepts stattgefunden hat. Fand man auf Vitalizer oder Loginside stets einen deutschen Song inmitten starker englischer Konkurrenz, ist dieses Mal, den Ergebnissen einer Internetabstimmung geschuldet, mit „Thorn“ lediglich ein englischer Beitrag vertreten. Wie es die hiesige Muttersprache nunmal so an sich hat, besteht bisweilen die Gefahr, beim Texten in arg plakative Gefilde abzugleiten. Doch das Trio schafft es bis auf ganz wenige Ausnahmen, die Klippen gekonnt zu umschiffen. Im Gegenteil: Die Lyrics bieten genügend Spielraum zur Interpretation, so dürfte es beispielsweise beim Song „Ewig“ drei Stühle und vier Meinungen geben – clever, dass die Band investigative Interviewfragen quasi selbst provoziert. Dem Rezensenten sind trotz eingangs zitierter Parallelen des Autopiloten zur restlichen Discographie neue Aspekte im Sound der Rheinländer aufgefallen. Besonders schön sind die vielfach vorhandenen Spannungsbögen in einzelnen Liedern. Das übliche Schema „Strophe, Refrain, Strophe, Refrain, Bridge, Refrain“ wurde nicht selten umgangen. „Auserwählt“ zieht z.B. gen Ende durch Integration der Back Vocals in die Lead Melodie noch einmal um drei Tempostufen an, auch der absolute Ohrwurm der Scheibe, „Kein Fleiß kein Preis“ entwickelt sich von einer brüchigen Electro-Rock(keine Angst, no guitars“)-Nummer zu einem Future-Pop Hammer im besten Assemblage 23-Stil. Insgesamt hat sich das Selbstverständnis der Band gewandelt, die Promotion des vorliegenden Werkes erfolgte endlich auch auf digitalen Wegen. Verstärkte Präsenz bei Facebook, ein hervorragendes Video von „Frei sein“ bei Youtube, Interviews mit allen relevanten Szene-Mags und direkte Kommunikation mit den Fans. In diesem Segment hat das Engagement um ein Vielfaches zugenommen. Nun wäre es wohlfeil, den Titel „Kein Fleiß, kein Preis“ mit dieser Erkenntnis in Zusammenhang zu bringen, zumal A Spell Inside immer alle Energie in ihre Musik steckten, aber dennoch sollte das umgesetzte Motto „mehr Öffentlichkeit wagen“ zum steigenden Erfolg beitragen. Der Autopilot verkündet: „Grob unterschätzt“ und Co. haben keinen Platz mehr im Vokabular der Phrasendrescher. Mit diesem Hammeralbum ohne echten Ausfall MUSS es für die Band klappen. Und wer sie unterstützen möchte, darf gerne die Anspieltipps „Frei sein“, „Mein Weg“, „Auserwählt“, „Kein Fleiß, kein Preis“, „Anders“ und „Wahrheit“ probehören, bevor er sich anschließend die CD holt. Mehr elektronischen Tanzpop für den Sommer gibt es aktuell nicht auf dem Markt.