Willkommen, willkommen! Ein viertes Mal hebt sich der Vorhang für A forest of stars und ihre bizarr schöne Vision metallischer Tonkunst. Nach dem die 2012er Vorstellung 'A shadowplay for yesterdays' entgültig und zu Recht den Namen der britischen Band einer breiteren Masse bewusst machte ist es an 'Beware the sword you cannot see', sich dem dem Vergleich mit dem unglaublich hohe Niveau des Vorgängers stellen. Setzt das Septett aus dem vorletzten Jahrhundert, dass doch erst acht Jahre Bestehen feiern kann, den exzentrischen Weg fort? Passt man sich zugunsten einer Massentauglichkeit an? Verändert man vielleicht den Sound ansich? Soviel ist sicher: wieder ist das Album eine ungewöhnliche Herausforderung, deren Genuss Zeit erfordert. Die Musik von A forest of stars zu beschreiben gestaltet sich schwer, sind sie doch selbst unter den Exoten im Schwarzmetallischem irgendwie Exoten. Die reinen Mittel sind gewöhnlich: typische Gitarrenläufe, DoubleBase, Kreischgesang, Keyboarduntermalung und mit Violinen und Akustikelementen ein Hauch von Folk. Die Melodien und Umsetzung aber sind so sonderbar und wunderschön, dass man fast ein eigenes Genre begründen könnte: sperrig, dramatisch (bis ins hysterische hinein), altbacken, z.T. 70er Prog, dann wieder Folk, plötzlich Ballade mit zartem Frauengesang inmitten des Wütens und schließlich ganz viel pompöse Wucht ohne die Kitschexkurse so vieler Melodic Black Metal Kapellen. Durch diese (und gewiss viele andere) Bestandteile muss man auch 2015 von ganz großem Tennis sprechen und den Vergleich mit anderen Bands verweigern. Wie präsentiert sich 'Beware the sword you cannot see' nun aber im Vergleich mit dem Vorgänger? Ruhiger ist man stellenweise geworden, soviel ist klar: Die hysterisch-metallischen Ausbrüche wechseln sich immer häufiger mit ruhig(er)en Parts unterschiedlichster Natur ab. Doch um bei diesen Ausbrüchen zu bleiben, sind sie einerseits typisch und genial, doch hat sich der Gesang verändert - aus dem überdreht-theatralischen Jaulen der ersten drei Alben ist nun überwiegend ein Fauchen geworden, dass weitaus 'normaler' klingt und damit weniger Raum einfordert. Sicherlich für einige Hörer ein Segen, war das Jaulen wirklich sehr speziell, bedeutete dies für mich die Verminderung eines der liebgewonnensten Elemente in der Musik der Briten. Das neue Fauchen ist mir zu wenig aufgedreht, geht fast schon im instrumentalen Chaos unter. Doch die restlichen Gesangsparts bleiben großartig: Fauchen wechselt sich ab mit klarem Frauengesang und dramatischer Erzählstimme oder Erzählgesang, das schließlich doch auch in Hysterie mündet - und das ganz ohne kitschig zu wirken. Bei den ruhigeren Parts bietet sich mehr Abwechslung, spannend sind für mich vor allem die mit DoubleBass unterlegten sphärischen Parts und der wundervolle Charakter der Kompositionen an sich. Ein Hochgenuss sind vor allem "Drawing down the rain" und "Pawn on the universal chessboard" - ein gigantischer Song, der die zweite Albumhälfte belegt (dankbarerweise aber in sechs Abschnitte unterteilt wurde) und eine fantastische Reise durch die Genres bietet. 'Beware the sword you cannot see' hat nicht nur einen vollendeten Albumnamen, es ist auch ein großes Album. Der Weg, den A forest of stars beschreiten, bleibt spannend und ein Fest für alle Fans. Da gibt es im Vergleich mit dem Vorgänger auch kein 'besser' oder 'schlechter' sondern nur ein 'sollte man sich auch anhören'. Das Antesten des genialen "Drawing down the rain" im zweiten Link ist definitiv Pflicht.