Epischer, keyboardlastiger und so gar nicht old-schooliger Blackmetal im Doppelpack – so liegen 2 Veröffentlichungen auf meinem Schreibtisch, die sich trotz ähnlicher Genrebezeichnung gänzlich voneinander unterscheiden. Und nach dem kleinen und gelungenen Besuch bei den Italienern Draugr gönne ich mir etwas kulturelle Unterhaltung bei einer Vorführung des Club of gentlemen von A forest of stars und ihrem dritten Streich "A shadowplay for yesterdays". Dieses als Theaterstück konzipierte Album zeigt die sieben Musiker aus dem englischen Königreich zugänglicher als noch auf dem Vorgänger. Doch keine Panik – zugänglicher heißt noch lange nicht zugänglich und A forest of stars sind noch genauso sehr sie selbst wie auf ihrem letzten Streich "Opportunistic thieves of spring". Es ist schon etwas Besonderes, wenn man einer Band ein wirklich eigenes Gesicht und eine ganz eigene Nische zusprechen kann, aber A forest of stars ist dieses Kunststück innerhalb ihrer drei Alben gelungen und "A shadowplay for yesterday" ist vielleicht der bisherige Höhepunkt, in jedem Fall aber die musikalisch konsequente Weiterentwicklung ihres Sounds. Nach einer verstörenden Einleitungsrede beginnen A forest of stars so, wie ihre Fans sie lieben. Bedrückend und niederwalzend klagen die Gitarren, es wird vor allem im Midtempo geackert und das Fundament ist eigentümlich aber effektiv. Der Einsatz von Flöte, Violine und Keyboards wirkt anders, als so oft bei anderen Bands: jeder Moment hat seine Komparsen innerhalb eines Stückes und so wirken die eingesetzten Elemente nie in den Vordergrund geschubbst oder kitschig sondern perfekt platziert. Mal traurig, mal wütend, völlig aus den Fugen geratene Raserei geht über in wunderschöne Akustikgitarrenmomente, hinreißende Hintergrundchöre und der eigenwillig-röchelnde Gesang – "A shadowplay for yesterdays" macht unheimliche Freude. Und trotz der vielen unterschiedlichen Elemente und Phasen wird durch geschickte Abmischung (bei der zum Beispiel die Gitarrenwände zu fast jedem Zeitpunkt im Hintergund weiterbrettern) und dem Erhalt der eigentlichen Stimmung immer darauf geachtet, dass das Album nicht zerfahren oder abgehackt klingt. Auch wenn A forest of stars immernoch die gleichen und durch ihren eigenen Sound eingeschränkten Mittel verwenden ist auch die dritte Reise äußerst spannend. Sei es durch die Idee, das Album als Theaterstück aufzubauen (ein begleitendes Lesen der Texte/Geschichte ist nicht notwendig, das Album funktioniert auch ohne textliche Mitverfolgung) oder eben durch die Erfahrung, die man mit den Vorgängern gesammelt hat: Das Drittwerk funktioniert noch einen deut besser. Dadurch wirkt das Album wie eingangs beschrieben zugänglicher – A forest of stars haben sich aber nicht ein Stück von ihrer ganz eigenen Marschrichtung gelöst. Für Interessierte kann auch der Besuch der wunderschön gestalteten Homepage lohnen, gerade die Geschichte, die die Engländer um ihre Band aufbauen erweitern das spannende Moment noch einmal mehr. Deswegen Daumen hoch für ein großartiges Album, das in der Prophecy eigenen Schmiede Lupus Lounge entstand und dem für die volle Punktzahl nur noch etwas spielerische Perfektion in den rasenden Black Metal Phasen fehlt. Ansonsten bemerkenswert.