Um ehrlich zu sein hat der Name "9 elma" bei mir keine Erinnerungen wachgerufen und als ich gelesen habe, dass diese Band auf dem zweiten Elektrauma-Sampler vertreten war, bin ich doch schuldbewusst zusammengezuckt. Habe mir immer eingebildet, in dieser Phase so gut wie Nichts übersehen zu haben. Daher bin ich schon fast erleichtert, dass ich beim Reinhören in „Final Process“, dem damaligen Opener, nicht vom Stuhl gefallen bin. Ein solides, leicht hektisches Electro-Stück mit Sprachsamples. Und das durfte 1995 (!) auf einem Sampler mit Covenant, VNV Nation, PNE, In Strict Confidence oder den hoffentlich noch nicht völlig vergessenen Hits „Veal“ (Kevorkian Death Cycle) oder „Lost“ ([active] Media Disease) schon mal untergehen.

Mittlerweile hat Stéphane Trémel drei Mitstreiter um sich geschart und bietet mit Remixern wie Architect oder Displacer klangvolle Namen auf. Dabei klingt „Coeur Liquide“ fünfzehn Jahre nach dem ersten Lebenszeichen anfangs wie eine logische Fortsetzung. Instrumentale elektronische Musik, die kaum in klare Kategorien einzuordnen ist. Sie erklingt mal klar, mal „analog“, dann wieder verspielt oder „gebrochen“. Aktuelle Stile werden angerissen, vermischt und zu einem recht eigenständigen Sound vermischt. Unter Druck würde ich in der Not das Label IDM bemühen. Leider driften manche Songs in Richtung Beliebigkeit ab.

Songs wie „Sphere“ können bei mir kein Kopfkino in Gang setzen. Wirklich fesseln können mich nur die tanzbaren Songs. „The Call Of Elara“ ist wirklich gelungen und überzeugt mit gesteigertem Tempo. Die schnelleren, härteren Stücke von „Coeur Liquide“ gefallen mir gut, wie „Uranium 234 und 238 etwa. Dass sollte auch im Club funktionieren. Wobei sich die Frage stellt, in welchem. Einige könnte leicht gepitcht auch in Berliner Kellern gut ankommen. Am Ende werden es aber wohl die einschlägigen Industrial-Veranstaltungen sein. Zum Abschluss gibt es einen zerstückelten, aber sehr knackigen Mix von Milimetric, hinter dem sich ein ebenfalls schnellerer Hidden Track versteckt.

Dieses späte Debüt lässt sich gut hören, auf die gesamte Spieldauer reißt es mich aber nicht um. Die tanzbaren Songs wie „The Call Of Elara“, „Voodoo“ oder „Square Dance“ würden sich auf einer Compilation wie Emerging Organisms sehr gut machen (und dabei nicht untergehen). Der Architect Daniel Myer leistet auch ganze Arbeit und sein „Renegade Of Noise“ Mix dürfte seine Fans nicht enttäuschen. Weniger überzeugt bin ich von den ruhigeren Parts. Auf keinen Fall taugt diese optisch ansprechend verpackte CD zum nebenbei Konsumieren. Aber das dürfte für Genre-Freunde eine überflüssige Einlassung meinerseits sein. Entschuldigung.