Supergruppen haben immer das schwere Los hohen Erwartungshaltungen seitens Publikum, Medien und dem Rest der musikverliebten Welt stand zuhalten. So auch 32crash. Wer bitte? Jean-Luc De Meyer, Sänger von FRONT 242, Len lemeire von Implant und Jan D´Hooghe (Ex Drummer Vive la Fete). Irgendwie gehört es schon zum guten Ton angesichts der klimatischen Veränderungen und Katastrophen, die immer deutlicher unser (Über)Leben bestimmen nicht einfach nur krasse Geschichten oder Persönlichkeitsdramas zum besten zu geben, "evil und strange" ist ja heute jeder in der Szene. Da muss schon was kulturell höherwertiges mit ins Konzept, zumal wir auch keine Teenies mehr sind. Nun denn, so sei es: Die Erde im Jahr 2107. Das Gefüge der Welt wie wir es heute kennen ist komplett verschoben, physisch wie geistig. Interaktionen mit Wesen aus anderen Welten sind an der Tagesordnung, Natur findet nur noch im Reservat statt. Die Menschheit wird von Pharmakonzernen kontrolliert, die wiederum die chemischen Substanzen zur Verfügung stellen, ohne die ein halbwegs stabiler Geisteszustand ergo Leben angeblich nicht mehr möglich ist. Das Szenario ist leider nicht so fiktiv wie es auf den ersten Blick erscheinen mag. Spinnen wir einige Entwicklungen mal weiter, ist ein derartiger Zustand unser Welt eines Tages durchaus denkbar. Leider. Wie klingt nun der Soundtrack zu dieser Vision? Es dominieren analoge Elektronik und Retrodrummachines geben den Rhythmus vor. Man stelle sich eine Mischung aus etwas ruhigeren Front 242 Stücken und frühen Wave mit deutlichen Bezug zum Pop („Let me enjoy”) mit eingängigen Melodien und Refrains vor. Noch ein paar kurze Interludes eingefügt: Voila. Zutaten wären: typische monotone, aber gelungene Synth Sequencen aus dem Front 242 Arsenal, alles sehr direkt abgemischt mit wenigen Effekten, (fast) cleanem Gesang(!) und mit einer gehörigen Portion Melancholie („Slow crash“). Die Bezüge zum Synth Pop sind deutlich („WwwHide“, „Propaganda“ ). Zum Glück sind aber unsere Protagonisten gewieft und technisch versiert genug, um vor dem Überkippen ins Banalen genau zu anzuhalten. Nicht zuletzt auch Dank der etwas härteren Stücken wie „The War of All Against All“, „Liquid ice“, „Isomodia“, „NTT“, „Fast crash“ ), die am meisten überzeugen konnten. Aufgelockert wird das ganze durch eben kurze Introstücke, so dass am Schluss 19 Stücke in Summe sich auf „Weird news…“ befinden und das Bild einer Geschichte komplett wird. Aus vollen Rohren wird nicht geschossen, das muss klar sein. „Weird News“ ist eher ein nachdenklicher Soundtrack, der allerdings niemals langweilig wird und mit eingängigen Melodien auch den Wunsch nach Gefühl mehr als erfüllt. Ob 32crash einen ähnlichen Kultstatus wie Front erreichen, bleibt ungewiss. Vielleicht ist das auch nicht notwendig, herausgekommen ist auf jeden Fall ein kurzweiliges Album, dass aber auch im Club („Fast crash“) funktionieren könnte (wenn der DJ sich nicht ängstlich an sein Hits klammert). Bemerkenswert wäre auch noch das gelunge Artwork der fotografin Fabienne Cresens. Ich erinnere mich an eine Szene aus Matrix Teil1 (the one and only!) wo Neo sinngemäss zum Schluss sagt: "aufgeräumt haben wir, können euch aber auch nicht sagen wir es weiter geht. Die Chance nutzen müsst ihr jetzt". Die Hoffnung, dass es doch noch eine Wendung gibt bleibt, obwohl die Stimmung auf „Weird news“ sehr nachdenklich, traurig ist. Lesson learned? Wir wissen es nicht.